2006-05-02 16:58:23

Nigeria: Bulldozer überrollen Slums der Hauptstadt


RealAudioMP3 "Unser Dorf soll schöner werden." So könnte man die Pläne von Nigerias Regierung und Stadtplanern für die Hauptstadt überschreiben, wenn sie nicht so erbarmungslos wären. Vor Monaten hat die nigerianische Regierung damit begonnen, die Slums der Hauptstadt Abuja zu räumen um eine Musterstadt zu konstruieren. Bis zu 800.000 Menschen sind bisher betroffen. Trotz der Proteste von Kirchen und Menschenrechtsbüros gehen die Abrisse weiter. Eine weitere Million Menschen sind dadurch ebenfalls akut von Obdachlosigkeit bedroht. MISEREOR verlangt den sofortigen Stopp der Abrisse. Eine unabhängige Kommission der Vereinten Nationen soll außerdem die Vorfälle überprüfen. Klaus Teschner ist Fachreferent für städtische Entwicklung des Hilfswerkes MISEREOR. Er war vor Ort und hat das Leid dieser Menschen in Abuja gesehen


"Das was ich dort vor Augen hatte, hat mir wirklich die Sprache verschlagen. Das sind riesige Stadtbezirke in Abudja, die total zerstört worden sind, und zwar Stadtbezirke in der Größenordnung von halb Köln. Die Regierung ist mit Bulldozern gekommen, hat die Leute ein paar Wochen vorher benachrichtigt, aber nicht genau gesagt, wann das wirklich passiert, hat keine Möglichkeiten für Alternativen angeboten. Die Leute dachten immer noch, sie können verhandeln, dann waren auf einmal die Geräte da und haben alles weggeräumt, alles platt gemacht. Auch die Schulen, die Märkte... Die Kinder konnten nicht mehr in die Schule gehen. Das waren alles Dinge, die in 20 Jahren in Gemeinschaftshilfe dort aufgebaut wurden. Auch alle Kirchen und Moscheen sind abgerissen. Es erinnert mich an Bilder vom Krieg, an Bilder von Städten nach dem Zweiten Weltkrieg."

Auffanglager oder Umsiedelungsmaßnahmen bietet die Regierung nicht an. Kirchen und Hilfswerke versuchen Nothilfe zu leisten, viele Menschen schlafen in jetzt noch in Hausruinen und laufen Gefahr, vergewaltigt zu werden, erklärt Teschner. Die Gründe für die Pläne der Regierung sind vielseitig:

"Einerseits gibt es Immobilieninteressen. Die Grundstücke werden gleich wieder verkauft, davon profitiert die Stadt und davon profitieren die Käufer, die meist eng mit den Politikern verbandelt sind. Es gibt aber auch ein Unbehagen der Reichen und der Neureichen, in dieser schönen Stadt Abuja mit so vielen Armen zusammen leben zu müssen."

(rv/domradio 02.05.06 bp)







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