Priester der Erzdiözese Wien haben heute eine ""Pfarrer-Initiative" präsentiert. "Mehr
Schwung" wollten sie so in die katholische Kirche bringen, anstehende Probleme "offen
und realistisch" diskutieren und "gangbare" Lösungen aufzeigen. Das sagten sie heute
Vormittag in einer Pressekonferenz. Pfarrer Helmut Schüller, Mitglied im Leitungsteam
sagte, viele Priester seien damit "unzufrieden", wie derzeit von Leitungsverantwortlichen
in der Kirche mit drängenden Problemen umgegangen werde. An erster Stelle nannte er
die Sorge um die Zukunft der Pfarrgemeinden. Er halte es für bedenklich, so Schüller,
wenn immer mehr Pfarren zu großen Seelsorgeräumen zusammengelegt werden. So gehe für
viele Menschen der direkte Kontakt mit dem Pfarrer verloren. Wenn es nicht mehr genug
Priester für alle Pfarren gibt, müsse man einerseits nach neuen Formen der Leitung
von Pfarrgemeinden suchen, andererseits aber auch den Zugang zum Priesteramt überdenken.
Probleme sehen die Priester auch beim geltenden Eherecht der katholischen Kirche.
Es brauche neue Modelle, wie mit menschlichem Scheitern und einem Neuanfang umgegangen
werden kann. Im Bereich Ökumene sprechen die reformorientierten Geistlichen von "Stagnation".
Es sei bedauerlich, dass auch die vielerorts gelebte lokale Ökumene letztlich immer
an der derzeit nicht möglichen Eucharistiegemeinschaft scheitere.
Gestern
hatte der Kardinal Christoph Schönborn, Vertreter der Initiative empfangen. In einer
Presseerklärung des Erzbistums Wien heißt es, "die Sorgen der Pfarrer werden von den
Leitungsverantwortlichen ernst genommen". Weiter wörtlich: "Es muss aber auch
festgestellt werden, dass manche in der "Grundsatzerklärung" der Pfarrer geäußerten
Befürchtungen nicht zutreffend sind. In der Erzdiözese Wien wurden und werden keine
Pfarren 'zugesperrt'. ... Die in der "Grundsatzerklärung" angesprochenen Fragen des
Zölibats und der Kommuniongemeinschaft zwischen den getrennten christlichen Kirchen
können nur auf weltkirchlicher Ebene gelöst werden. Ein österreichischer Sonderweg
an der Einheit der katholischen Kirche vorbei ist hier ausgeschlossen. ... Die Situation
der wiederverheirateten Geschiedenen ist eine der schwierigsten seelsorglichen Fragen
der Gegenwart. Es gibt keine "einfachen" Lösungen. In den vergangenen Jahren wurden
in der Erzdiözese Wien mit den Priestern gemeinsam seelsorglich verantwortbare Lösungen
gesucht. Dabei war der zentrale Ansatzpunkt, die von Jesus gelehrte Unauflöslichkeit
der Ehe ebenso ernst zu nehmen wie auch die Situation des Scheiterns von Beziehungen." Bislang
hätten sich knapp 50 Pfarrer der Initiative angeschlossen heißt es, die Proponenten
rechnen letztendlich mit rund 200 Beteiligten.