Präsident Hosni Mubarak versucht, die Kopten des Landes zu beruhigen. In einer Botschaft
zu ihrem Osterfest versichert der Präsident, die enge "Bindung zwischen Moslems und
Christen" in Ägypten sei unauflöslich. Alle Ägypter, also auch die Kopten, erfreuten
sich "ihrer vollen staatsbürgerlichen Rechte". Mubaraks Brief wird als Reaktion auf
Ausschreitungen zwischen Kopten und Moslems in der Hafenstadt Alexandria verstanden.
Dabei waren am Rand des Begräbnisses eines Kopten Mitte des Monats ein Mensch getötet
und fast zwanzig verletzt worden. Vorausgegangen war ein Angriff auf drei Kirchen
in Alexandria, bei denen ein Mensch getötet wurde. Nach Angaben der Regierung ist
ein geistig verwirrter Mann für die Attentate verantwortlich; diese Version wird von
den Kopten allerdings bezweifelt. Sie haben den Eindruck, dass fundamentalistische
Moslems hinter den Attacken stecken. Mubarak verurteilte die "vereinzelten Akte",
die versuchten, "Zwietracht unter den Söhnen der Nation zu säen und die von den Kräften
der Ignoranz und des Extremismus begünstigt werden". Er versprach, "die Verantwortlichen
streng zu bestrafen". Das Oberhaupt der koptischen Kirche, Papst Shenuda III., hat
sich bisher nicht deutlich zu den Vorfällen von Alexandria geäußert.
Nach
Angaben des Präsidenten der Internationalen Christlichen Union und der Amerikanischen
Koptischen Vereinigung, Monir Dowoud, sind die Kopten seit vielen Jahren Opfer von
schweren Menschenrechtsverletzungen. „Diese Übergriffe werden von der ägyptischen
Regierung heruntergespielt, doch sie werden immer heftiger“, kritisiert Dowoud, der
in den USA lebt. „Es ist eine erschreckende Wahrheit, daß Kopten in Ägypten von radikalen
Muslimen häufig angegriffen, entführt und bedrängt werden – unter stiller Duldung
der ägyptischen Polizei und Behörden.“ Etwa zehn Prozent der 73 Millionen Einwohner
Ägyptens sind nach Schätzungen der Kirche Kopten; die Regierung spricht von etwa sechs
Prozent. (afp/idea 23.04.06 sk)