2006-04-22 17:44:24

Wocheninterview: Teufel, für Benedikt-Fazit zu früh


RealAudioMP3 Mit einem feierlichen Gottesdienst haben deutsche Kirchenvertreter in Rom zwei katholischen Opfern der NS-Zeit aus Südwestdeutschland gedacht. Bischof von Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst würdigte gestern seinen Amtsvorgänger Joannes Baptista Sproll, (1870-1949) und den württembergischen Staatsminister Eugen Bolz (1881-1945) für ihr Eintreten gegen den Nationalsozialismus. Mit dabei, einer, der zu den beiden Schwaben eine besondere Beziehung hat: Erwin Teufel, ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Carmen Wagner hat ihn nach dem Festakt getroffen:


"Ich glaube zunehmend, dass die Menschen eher auf Vorbilder schauen und auf Glaubensboten als auf Inhalte. Ich möchte das allerdings nicht gegeneinander ausspielen, aber ich glaube, dass ein stärkeres Vetrauen zu Menschen da ist- auch übrigens zu Jesus. Noch stärker als zu seiner Botschaft. Ich möchte nicht den Boten und die Botschaft voneinander trennen, aber die Botschaft wird glaubwürdig nur vermittelt durch die Taten der Menschen."


Was bedeutet Ihnen die gelebte Botschaft Ihres Amtsvorgängers Eugen Bolz?
 
"Als ich mein Amt als Ministerpräsident angetreten habe, habe ich am ersten Amtstag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Staatsministeriums nicht im Empfangssaal versammelt, sondern im Trepppenhaus, weil dort eine Büste von Eugen Bolz war. Ich habe mich bewusst zu diesem Mann in seiner aufrechten Haltung und seinem Dienst für das Land bekannt."


Von Ihrem Amt als Ministerpräsident sind Sie genau vor einem Jahr zurückgetreten - am Tag der Wahl von Benedikt XVI. Verbindet Sie noch mehr mit dem deutschen Papst?


"Es verbindet mich, dass ich in ganz jungen Jahren seine Bücher gelesen habe, die er als Professor geschrieben hat. Eines nach dem anderen- mit großer Zustimmung. Und dann war ich außerordentlich erfreut als er zum Erzbischof von München ernannt worden ist. Ich war geradezu begeistert. Denn ich war tieftraurig, dass Kardinal Döpfner einer der ganz großen Gestalten der deutschen Kirche nach dem 2. Weltkrieg so früh verstorben ist. Dann kam – und da zitiere ich Professor Hans Maier, den ich außerordentlich schätze, Ratzinger 2: der Präfekt der Glaubenskongregation. Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich eine ganze Reihe von Entscheidungen nicht verstanden habe. Und jetzt hoffe ich auf Ratzinger 3 und darauf, dass der voll auf der Linie von Ratzinger 1 liegt. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich das so despektierlich -was den Namen betrifft, zum Inhalt stehe ich- gesagt habe. Natürlich ist es mein Papst und ich habe großen Respekt vor dem Heiligen Vater und auch vor seiner seitherigen Lebensleistung. Ich halte ihn für einen der größten Theologen unserer Zeit."


Ihr Fazit nach einem Jahr- Wie entwickelt sich der Papst?


"Da kann ich mir noch kein Urteil erlauben. Dafür gibt es noch viel zu wenige Entscheidungen oder Anhaltspunkte. Aber dass es noch zu wenige Entscheidungen und Anhaltspunkte gibt, ermöglicht auch, dass man keine Kritik übt. Ich habe auch noch keine Kritik zu üben. "


(rv 22.04.06 cw/)










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