Vatikan: Petersdom, größte Kirche der Christenheit
Der Petersdom ist
das steingewordene Abbild eines Auftrags: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde
ich meine Kirche bauen“, sagte Jesus laut dem Evangelisten Matthäus (Mt 16, 18-19)
zu seinem Jünger. So erhebt sich die Kuppel der größten Kirche der Christenheit über
dem Grab des Apostelfürsten Petrus, das rund elf Meter unter dem Boden der heutigen
Basilika ruht, erklärt Pietro Zander, Archäologe der Bauhütte von Sankt Peter.
„Wir
befinden uns hier genau unter dem Mittelschiff. Dort hinten sehen Sie die Reste einer
kleinen Mauer, die übersät ist mit lateinischen Graffiti. Die Menschen ritzten hier
ihre Fürbitten an den Heiligen Petrus ein. Diese Inschriften stammen aus dem 3. bis
4. Jahrhundert, sie beweisen, wie stark der Kult am Grab des Apostels damals war.
Im Inneren können Sie einen Plexiglasbehälter erkennen. Darin sind die Reliquien aufbewahrt,
die nach Ansicht der katholischen Kirche vom Heiligen Petrus stammen."
Vermutlich
im Jahr 67 erlitt Petrus wenige Schritte von hier, auf dem Zirkus des Nero, das Martyrium.
Als Verbrecher starb er, so wie 37 Jahre zuvor sein Meister in Jerusalem, genagelt
ans Kreuz. Kirche und Archäologie begannen sich erst im 20. Jahrhundert für das historische
Petrusgrab zu interessieren. Anfang der 40er Jahre, während in Europa der Krieg tobte,
ließ Pius XII. unter der Basilika nach der Ruhestätte des ersten Papstes graben.
Der
Ort der Grundsteinlegung für Neu-Sankt Peter ist historisch verbürgt: Es ist das Fundament
eines der vier mächtigen Pfeiler, die die Kuppel tragen. Schwester Theresa, die Leiterin
des Generalarchivs der Bauhütte von Sankt Peter:
„Wir haben diesen Brief
von Papst Julius vom 18. April 1506, den er an das Königspaar von England schickt
und erzählt: Heute habe ich den Grundstein für die neue Basilika gelegt. Das ist unser
ältestes Dokument. Und Kurienleute haben die Zeremonie genau beschrieben. Da war ein
Graben ausgehoben worden, und der Papst, so alt wie energisch, stieg im Beisein seines
Hofstaates auf einer Leiter hinab, legte einige Münzen zu dem Stein und kam wieder
hoch.“
Wegen Geldmangels kamen die Arbeiten am Petersdom immer wieder
zum Stillstand. Insgesamt lebten die Päpste 120 Jahre lang neben einer Baustelle.
1626 weihte Urban VIII. die größte Kirche der Christenheit ein. (rv 17.04.06 gs)