„Christus ist auferstanden, er ist nicht hier“. Dieses Wort des Engels am Grab des
Gekreuzigten schreibt Papst Benedikt an diesem seinem ersten Ostern als Papst groß
über seine Ansprachen. Christus ist nicht mehr im Grab, sondern eingetreten in eine
andere Welt, in die Welt Gottes. Eine große Mutation habe stattgefunden, erklärt Benedikt.
In der Osternachtfeier wie auch beim Segen Urbi et Orbi wiederholte Papst Benedikt
diese Botschaft „Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Dann aber stellt er die
Frage: „Was ist das nun eigentlich: auferstehen? Was bedeutet das für uns und die
Welt und die Geschichte“ Und der Papst antwortet in der Osternacht:
„Die
Auferstehung Christi ist – wenn wir einmal die Sprache der Evolutionslehre benutzen
dürfen – die größte „Mutation“, der absolut entscheidende Sprung in ganz Neues hinein,
der in der langen Geschichte des Lebens geschehen ist, ein Sprung in eine ganz neue
Ordnung, der die ganze Geschichte betrifft.“
Und dann fragt der Papst
weiter: Wie war das möglich? Die Antwort:
„Entscheidend war,
dass dieser Mensch Jesus nicht alleine war, kein in sich abgeschlossenes Ich, er war
eins mit dem lebendigen Gott, so sehr eins, dass er nur eine Person mit ihm bildete.
Er stand in einer das Sein umfassenden Umarmung mit dem, der das Leben ist.“
Und
warum betrifft uns das, wie kommt das bei uns an. Die Antwort:
„Die zunächst
vielleicht überraschend erscheinende, aber ganz reale Antwort darauf lautet: es kommt
zu mir durch Glaube und Taufe. Deswegen gehört die Taufe zur Osternacht. Taufe ist
etwas ganz Anderes als ein Akt kirchlicher Sozialisierung, sie ist auch mehr als bloße
Abwaschung, Reinigung und Verschönerung. Sie ist Tod und Auferstehung, Umbruch in
ein neues Leben.“
Der Papst greift dann auf ein Paulus-Wort zurück, das
die Taufe erklärt:
„Paulus sagt von sich selbst: Ich lebe, doch nicht mehr
ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Das eigene Ich wird mir genommen und eingefügt
in ein Größeres, in ein neues Subjekt.“
Benedikt unterstreicht: Es gehe
hier nicht um ein mystisches Erlebnis. Und ein zentrales Papstwort dazu:
„Die
große Explosion der Auferstehung hat in der Taufe nach uns gegriffen. So gehören wir
einer neuen Dimension des Lebens zu. Auferstehung ist nicht vergangen, Auferstehung
hat nach uns gegriffen. Am auferstandenen Herrn halten wir uns fest. Er hält uns fest,
wenn unsere Hände zu schwach sind.“ Auch bei der Ansprache vor
dem Segen Urbi et Orbi griff Benedikt vor 100.000 Menschen auf dem Petersplatz das
Grundmotto auf „Er ist nicht hier, er ist auferstanden“.
"Unzählige Osterkerzen
sind in den Kirchen entzündet worden, um das Licht Christi zu symbolisieren, das die
Menschheit erleuchtet hat und weiter erleuchtet, indem es die Finsternis der Sünde
und des Bösen für immer besiegt. Und heute ertönen machtvoll die Worte, welche die
Frauen in Erstaunen setzten, die am ersten Tag nach dem Sabbat zum Grab gekommen waren,
wo man den eilig vom Kreuz abgenommenen Leichnam Jesu beigesetzt hatte.“
Ostern
ohne Freude – das geht nicht. Ostern ist für Benedikt XVI. das Fest der Freude
"Seit
jenem Morgen hören diese Worte 'Non est hic, er ist nicht hier, er ist auferstanden'
nicht auf, im Universum nachzuklingen als Verkündigung der Freude – eine Verkündigung,
die unverändert die Jahrhunderte durchzieht und zugleich reich ist an unendlichen
und immer neuen Resonanzen.“
Und dann kommen – man kann es wohl so sagen
– die politischen Osterwünsche:
"Möge der Geist des Auferstandenen Erleichterung
und Sicherheit bringen, in Afrika besonders für die Bevölkerung von Darfur, die sich
in einer nicht mehr erträglichen dramatischen humanitären Situation befindet. Für
die Menschen in der Region der Großen Seen, wo viele Wunden noch nicht verheilt sind,
und für die verschiedenen Völker Afrikas, die sich nach Versöhnung, Gerechtigkeit
und Entwicklung sehnen.“ „Über die tragische Gewalt im Irak, die weiterhin erbarmungslos
Opfer hinwegrafft, obsiege endlich der Friede. Frieden wünsche ich von Herzen auch
denen, die in den Konflikt im Heiligen Land verwickelt sind, und ich ermutige alle
zu einem geduldigen und beharrlichen Dialog, der die alten und neuen Hindernisse aus
dem Weg räumt. " „Die internationale Gemeinschaft, die das Recht Israels auf eine
Existenz in Frieden erneut bekräftigt, möge dem palästinensischen Volk helfen, die
prekären Umstände, unter denen es lebt, zu überwinden und seine Zukunft aufzubauen,
indem es der Bildung eines wirklichen Staates entgegengeht. Dann wandte der Papst
seine Aufmerksamkeit nach Lateinamerika. Dort brauche es eine neue Dynamik, damit
die Lebensbedingungen für Millionen verbessert werden. Die demokratischen Institutionen
mögen dort gefestigt werden.
Und schließlich thematisierte der Papst den internationalen
Atomkonflikt:
„Was die internationalen Krisen im Zusammenhang mit der Atomkraft
angeht, so möge durch ernsthafte und aufrichtige Verhandlungen eine für
alle ehrenvolle Schlichtung erreicht werden.“
Der Papst interpretierte
zum Ende des politischen Abschnitts der Urbi-et-Orbi-Ansprache die Gründe für den
Terrorismus. Er habe seine Wurzeln in den interkulturellen Spannungen.
„Bei
den Verantwortlichen der Nationen und internatioanlen Organisationen stärke sich der
Wille, ein friedliches Zusammenleben zwischen Ethnien, Kulturen und Religionen zu
verwirklichen, das die drohenden Gefahren des Terrorismus fernhält."
Nach
seiner Ansprache grüßte der Papst die Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz
in 62 Sprachen. Auf Deutsch sagte er: "Euch allen ein gesegnetes
und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch."
Und
dann erteilte er in der üblichen Form feierlich den Segen Urbi et Orbi, der Stadt
Rom und dem Erdkreis.