2006-04-16 13:56:52

Vatikan: Erstes Ostern mit Benedikt


„Christus ist auferstanden, er ist nicht hier“. Dieses Wort des Engels am Grab des Gekreuzigten schreibt Papst Benedikt an diesem seinem ersten Ostern als Papst groß über seine Ansprachen. Christus ist nicht mehr im Grab, sondern eingetreten in eine andere Welt, in die Welt Gottes. Eine große Mutation habe stattgefunden, erklärt Benedikt. In der Osternachtfeier wie auch beim Segen Urbi et Orbi wiederholte Papst Benedikt diese Botschaft „Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Dann aber stellt er die Frage: „Was ist das nun eigentlich: auferstehen? Was bedeutet das für uns und die Welt und die Geschichte“ Und der Papst antwortet in der Osternacht:

„Die Auferstehung Christi ist – wenn wir einmal die Sprache der Evolutionslehre benutzen dürfen – die größte „Mutation“, der absolut entscheidende Sprung in ganz Neues hinein, der in der langen Geschichte des Lebens geschehen ist, ein Sprung in eine ganz neue Ordnung, der die ganze Geschichte betrifft.“

Und dann fragt der Papst weiter: Wie war das möglich? Die Antwort:

Entscheidend war, dass dieser Mensch Jesus nicht alleine war, kein in sich abgeschlossenes Ich, er war eins mit dem lebendigen Gott, so sehr eins, dass er nur eine Person mit ihm bildete. Er stand in einer das Sein umfassenden Umarmung mit dem, der das Leben ist.“

Und warum betrifft uns das, wie kommt das bei uns an. Die Antwort:

„Die zunächst vielleicht überraschend erscheinende, aber ganz reale Antwort darauf lautet: es kommt zu mir durch Glaube und Taufe. Deswegen gehört die Taufe zur Osternacht. Taufe ist etwas ganz Anderes als ein Akt kirchlicher Sozialisierung, sie ist auch mehr als bloße Abwaschung, Reinigung und Verschönerung. Sie ist Tod und Auferstehung, Umbruch in ein neues Leben.“

Der Papst greift dann auf ein Paulus-Wort zurück, das die Taufe erklärt:

„Paulus sagt von sich selbst: Ich lebe, doch nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Das eigene Ich wird mir genommen und eingefügt in ein Größeres, in ein neues Subjekt.“

Benedikt unterstreicht: Es gehe hier nicht um ein mystisches Erlebnis. Und ein zentrales Papstwort dazu:

„Die große Explosion der Auferstehung hat in der Taufe nach uns gegriffen. So gehören wir einer neuen Dimension des Lebens zu. Auferstehung ist nicht vergangen, Auferstehung hat nach uns gegriffen. Am auferstandenen Herrn halten wir uns fest. Er hält uns fest, wenn unsere Hände zu schwach sind.“
 
Auch bei der Ansprache vor dem Segen Urbi et Orbi griff Benedikt vor 100.000 Menschen auf dem Petersplatz das Grundmotto auf „Er ist nicht hier, er ist auferstanden“.

"Unzählige Osterkerzen sind in den Kirchen entzündet worden, um das Licht Christi zu symbolisieren, das die Menschheit erleuchtet hat und weiter erleuchtet, indem es die Finsternis der Sünde und des Bösen für immer besiegt. Und heute ertönen machtvoll die Worte, welche die Frauen in Erstaunen setzten, die am ersten Tag nach dem Sabbat zum Grab gekommen waren, wo man den eilig vom Kreuz abgenommenen Leichnam Jesu beigesetzt hatte.“

Ostern ohne Freude – das geht nicht. Ostern ist für Benedikt XVI. das Fest der Freude

"Seit jenem Morgen hören diese Worte 'Non est hic, er ist nicht hier, er ist auferstanden' nicht auf, im Universum nachzuklingen als Verkündigung der Freude – eine Verkündigung, die unverändert die Jahrhunderte durchzieht und zugleich reich ist an unendlichen und immer neuen Resonanzen.“

Und dann kommen – man kann es wohl so sagen – die politischen Osterwünsche:

"Möge der Geist des Auferstandenen Erleichterung und Sicherheit bringen, in Afrika besonders für die Bevölkerung von Darfur, die sich in einer nicht mehr erträglichen dramatischen humanitären Situation befindet. Für die Menschen in der Region der Großen Seen, wo viele Wunden noch nicht verheilt sind, und für die verschiedenen Völker Afrikas, die sich nach Versöhnung, Gerechtigkeit und Entwicklung sehnen.“
„Über die tragische Gewalt im Irak, die weiterhin erbarmungslos Opfer hinwegrafft, obsiege endlich der Friede. Frieden wünsche ich von Herzen auch denen, die in den Konflikt im Heiligen Land verwickelt sind, und ich ermutige alle zu einem geduldigen und beharrlichen Dialog, der die alten und neuen Hindernisse aus dem Weg räumt. "
„Die internationale Gemeinschaft, die das Recht Israels auf eine Existenz in Frieden erneut bekräftigt, möge dem palästinensischen Volk helfen, die prekären Umstände, unter denen es lebt, zu überwinden und seine Zukunft aufzubauen, indem es der Bildung eines wirklichen Staates entgegengeht.
Dann wandte der Papst seine Aufmerksamkeit nach Lateinamerika. Dort brauche es eine neue Dynamik, damit die Lebensbedingungen für Millionen verbessert werden. Die demokratischen Institutionen mögen dort gefestigt werden.

Und schließlich thematisierte der Papst den internationalen Atomkonflikt:

„Was die internationalen Krisen im Zusammenhang mit der Atomkraft angeht, so möge durch
ernsthafte und aufrichtige Verhandlungen eine für alle ehrenvolle Schlichtung erreicht werden.“

Der Papst interpretierte zum Ende des politischen Abschnitts der Urbi-et-Orbi-Ansprache die Gründe für den Terrorismus. Er habe seine Wurzeln in den interkulturellen Spannungen.

„Bei den Verantwortlichen der Nationen und internatioanlen Organisationen stärke sich der Wille, ein friedliches Zusammenleben zwischen Ethnien, Kulturen und Religionen zu verwirklichen, das die drohenden Gefahren des Terrorismus fernhält."

Nach seiner Ansprache grüßte der Papst die Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz in 62 Sprachen. Auf Deutsch sagte er:
 
"Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch."

Und dann erteilte er in der üblichen Form feierlich den Segen Urbi et Orbi, der Stadt Rom und dem Erdkreis.

(rv 16.04.06 peg)








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