2006-04-09 14:34:11

Vatikan: Papst eröffnet Karwoche mit Weltjugendtag


Papst Benedikt XVI. hat heute Morgen die Karwoche eröffnet. Mit der traditionellen Segnung der Palm- und Olivenzweige begann der Papst den Gottesdienst zum Palmsonntag. Höhepunkt der Feier: die Übergabe des Weltjugendtagskreuzes an den Gastgeber des nächsten internationalen Weltjugendtags, das Erzbistum Sydney.


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50.000 waren es, mindestens, die zum Petersplatz zogen, mit Zweigen in den Händen, mit Olivenzweigen, mit Palmwedeln, 20 Zentimeter lang oder meterhoch. Entlang der Via della Conciliazione zwischen Engelsburg und Vatikan verteilten die Pfadfinder kleine Buschen Olivenzweige. Mit den Spenden, die sie dafür bekommen, bestreiten sie einen Teil ihrer Aktionen. Familien verkauften dagegen kunstvoll gefaltete Kronen und Kreuze. Eine süditalienische Tradition, bei der die Blätter eines einzigen Palmzweigs mehrfach ineinander gewoben werden. Die Kardinäle, die Konzelebranten und der Papst tragen solche Prachtstücke dann über den Petersplatz.
 
„Liebe Brüder und Schwestern, liebe Jugendliche hier auf dem Platz und in der ganzen Welt, mit dieser gottesdienstlichen Feier beginnen wir die Karwoche, um die Passion, das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi mitzuerleben.“

Am Obelisk, mitten im weiten Rund der Kolonnaden beginnt Benedikt mit dem Gottesdienst. Immer wieder gelten seine Worte in den folgenden mehr als zwei Stunden den Jugendlichen, die zum 21. Weltjugendtag nach Rom gekommen waren. Benedikts Appell:
 
„Liebe Jugendlichen, nur im Hören auf das Wort Gottes könnt ihr lernen, Christus zu lieben. Nur in ihm erkennt ihr, was Wahrheit und Freiheit ist, Nur wenn ihr an seinem Ostern teilhabt, gebt ihr eurem Leben Sinn und Hoffnung.“

Benedikt segnet die Oliven- und Palmzweige, und erklärt ihren tieferen, keineswegs volkstümlichen Sinn:
 
„Mischen wir uns unter das Gefolge Jesu. Die Olivenzweige sind Zeichen des messianischen Friedens; die Palmzweige, Zeichen des Martyriums, der Hingabe an Gott und die Menschen. Mit ihnen jubeln wir jetzt Jesus, dem Messias, zu und bezeugen unsere Teilhabe am österlichen Geheimnis, das wir feiern.“

Vom Obelisk aus setzte sich langsam eine Prozession in Bewegung, ganz am Ende der Papst selbst. Ihm voraus zogen rund 150 Diakone, Priester und Kardinäle, unter ihnen der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Kardinal von Sydney, George Pell. Außerdem: fast 400 Jugendliche aus verschiedenen Kontinenten, aus Rom, aus Sydney und aus Köln. Die tragen das Kreuz der Weltjugendtag ein letztes Mal über den Platz hoch zur Basilika. Drei Meter 80 ist es lang, einsfünfundsiebzig breit. Zwei schlichte Holzbalken, 40 Kilogramm schwer. Die Palmzweige der Pilger wehen im Wind, immer mehr kommen dazu. Ihr Gesang ist der seit jahrhunderten Gleiche: „Hosanna. Lob, Ruhm und Ehre sei Dir.“


Dann die Passion. Musik von Marco Frisina, dem Musikdirektor des Laterans.


Die Passion, den Einzug in Jerusalem und den Weltjugendtag brachte Benedikt dann in der Predigt auf einen Nenner.


„Seit 20 Jahren ist der Palmsonntag auf besondere Weise der Tag der Jugend geworden – dank Johannes Paul II. Es ist der Tag, an dem Jugendliche auf der ganzen Welt Christus begegnen. Sie wollen ihn in ihre Städte und Dörfer hinein begleiten, bis er mitten unter uns ist und seinen Frieden in der Welt einsetzen kann.“

Der Papst predigte biblisch. Die Ereignisse zwischen Jerusalem und Golgota könne nur verstehen, wer die Propheten gelesen hat. Charakteristisch für den messianischen König sind laut Altem Testament Armut, Frieden und Universalität.


„Alle drei…sind zusammengefasst im Symbol des Kreuzes. Deshalb steht aus gutem Grund das Kreuz im Mittelpunkt der Weltjugendtage Es gab eine Zeit, und sie ist noch nicht ganz vorbei, da wurde das Christentum wegen des Kreuzes abgelehnt. Man sagte, das Kreuz bedeute Opfer, Verneinung des Lebens. … Der Palmsonntag dagegen sagt uns, dass das Kreuz der wahre Baum des Lebens ist. Das Leben finden wir nicht, wenn wir es beherrschen wollen, sondern wenn wir es schenken.“

Der Messias ist ein Friedensfürst, der die Waffen und Heerscharen zerstört.


„Die neue Waffe, die Jesus uns in die Hand gibt, ist das Kreuz. Zeichen der Versöhnung, der Liebe, die stärker ist als der Tod. Bei jedem Kreuzzeichen müssen wir uns daran erinnern, dass man Ungerechtigkeit nicht mit einer anderen Ungerechtigkeit erwidern darf, Gewalt nicht mit Gegengewalt. Denken wir daran, dass wir das Böse nur mit dem Guten besiegen können und niemals wenn wir Böses mit Bösem vergelten.“

Deutliche Worte, wenige Wochen nach dem Karrikaturenstreit, dem Priestermord in der Türkei und angesichts anhaltender Terrorwellen im Nahen und Mittleren Osten oder in Asien.


Am Ende des Gottesdienstes dann das Angelusgebet. Der Papst grüßt in sieben Sprachen, immer wieder vor allem die Jugendlichen und erinnert an den Weltjugendtag. Auf deutsch sagte er:


„Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger, besonders Euch, liebe Jugendliche, die ihr hier seid, um gemeinsam mit Kardinal Meisner, dem Erzbischof von Köln, das Weltjugendtagskreuz und die Ikone der Gottesmutter euren australischen Freunden zu übergeben. Diese beiden Symbole der Weltjugendtage sollen auf ihrem Weg durch Länder und Kontinente eine Spur der Gnade hinterlassen, um möglichst vielen Menschen den Sinn ihres Leben finden zu helfen. Euch allen gebe und erhalte der Heilige Geist einen festen und lebendigen Glauben; er schenke euch Freude im Zeugnis für die Liebe Christi vor allen Menschen. Der Herr segne euch!”

Die Jugendlichen aus Köln nehmen das Kreuz auf, Kardinal Meisner küsst es noch einmal und winkt ihm dann fast wehmütig hinterher, während die Gruppe sich langsam in Bewegung setzt und schließlich nach wenigen Metern das Kreuz Zentimeter für Zentimeter in die Hände der Australier gibt. Afrika wird die nächste Station des Kreuzes sein. Im Juli 2008 soll es in Sydney ankommen. Zum nächsten Weltjugendtag im Zeichen des Kreuzes. Und in dem steht auch die kommende Karwoche.


(rv 09.04.06 bp)








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