2006-04-02 15:11:58

Polen: Dziwisz, "Sein Tod war nicht das Ende"


RealAudioMP3 Keiner kannte den vor einem Jahr verstorbenen Johannes Paul II. besser als sein langjähriger Privatsekretär Stansilaw Dzwiwisz, der mittlerweile zum Erzbischof von Krakau und Kardinal ernannt worden ist. In einem Interview mit Radio Vatikan - es ist eines von sehr, sehr wenigen Interviews, die Dziwisz überhaupt im Lauf von Jahrzehnten gegeben hat - äußert er sich über den verstorbenen Papst.

Eminenz, vor einem Jahr ist der Heilige Vater Johannes Paul II gestorben. Sie waren ihm am Nächsten, ja sogar der unmittelbare Zeuge seines pastoralen Dienstes, zunächst in Krakau dann am Stuhl Petri in Rom. Wie erleben Sie den ersten Jahrestag seines Todes?

Die letzte Phase des Lebens von Johannes Paul II war gekennzeichnet von großem Leid. Und sein seliger Tod stellt für mich weiterhin ein tiefe menschliche und spirituelle Erfahrung dar. Ich war fast 40 Jahre an der Seite des Kardinal Karol Wojtyla und dann an der Seite von Papst Johannes Paul II. Abgesehen vom Geschenk des Glaubens ist das für mich die größte Gnade und das größte Privileg, das mir in meinem Leben passieren konnte. Diese ganze Erfahrung trage ich in mir und sie prägt mich weiterhin – wie so viele Menschen auf dieser Welt.

Wie haben Sie die Todesstunde persönlich erlebt?

Das Hinscheiden von Johannes Paul II. zum Haus des Vaters habe ich im Geist des Glaubens erlebt, denn so hat auch er seinen Tod gelebt – als einen Übergang vom Leben zum LEBEN. Im übrigen hat nur im Licht des Glaubens unser Leben, unser Sterben einen Sinn – insofern das Leben nicht seiner Auslöschung entgegengeht, sondern seiner Erfüllung in Gott, der die Liebe ist.

Was hat Ihrer Meinung nach der Tod von Johannes Paul II in den Menschen bewuirkt?
Jetzt, nach einem Jahr, wird mir immer mehr klar, dass der Tod von Johannes Paul II nicht das Ende war, sondern der Höhepunkt seines langen und treuen Dienstes an der Kirche. Dieser Tod hat in den Menschen so viele Energien zum Guten befreit, soviel Mitgefühl, soviel Gemeinschaftssinn, der einen als Teil der großen Gemeinschaft des Volkes Gottes erleben lässt. Und letztlich hat sein Tod viele Menschen zu Gott, zu Jesus Christus geführt – bis heute! Johannes Paul II. ist wie das Weizenkorn, das gestorben ist, um das Leben zu schenken, das neue Leben. Deswegen kann ich in aller Ruhe sagen – wenn auch nicht ohne innere Bewegung – dass das Leiden und der Tod des Diener Gottes sich als ein großes Geschenk für seine Kirche erwiesen hat. Gott hat ihn aus unserer Mitte gerissen, aber zugleich hat er ihn uns neu und anders wieder geschenkt. Wir sehen es an den Früchten des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.








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