Mit vorsichtigem Optimismus
nimmt man in Kirchenkreisen des Heiligen Landes den Ausgang der israelischen Parlamentswahl
zur Kenntnis. Die Israelis sind nicht der Versuchung erlegen, kurz nach Antritt einer
Hamas-Regierung auf palästinensischer Seite ihrerseits die radikalen Kräfte zu stärken.
Stattdessen hat sich gezeigt, dass sie des ewigen Nahost-Konflikts müde sind, ihn
einfach nur noch hinter sich lassen wollen, selbst wenn das durch einseitige Schritte
geschieht. Ein Rückzug der Siedler aus den besetzten Gebieten, ja selbst eine Teilung
Jerusalems scheint kein Tabu mehr zu sein. Der Franziskanerpater David Jaeger arbeitet
für die Kustodie der Heiligen Stätten. Er hat bei der Rede von Ministerpräsident Ehud
Olmert nach seiner Wahl genau hingehört:
"Herr Olmert betonte in seiner
Rede, wir Juden werden nie unseren Traum aufgeben, das gesamte Territorium des Heiligen
Lands Israel zu besitzen. Aber wir verstehen, dass wir aufgrund der aktuellen Situation
in der Welt und im Land unsere Traum realistisch sehen - und dass wir Frieden mit
den Palästinenser schließen müssen."
Vom neuen Parlament und der neuen
Regierung erhofft sich Jaeger einen Schub für die schleppenden Verhandlungen zwischen
Israel und dem Vatikan:
"Die neue Regierung - egal, wie sie im einzelnen
zusammengesetzt sein wird - sollte es sich zur Priorität in ihrer Politik machen,
dass die Verhandlungen, die schon 1999 zwischen beiden Staaten aufgenommen wurden,
zu einem Ende finden. Demnach müssten die diplomatischen Abmachungen von 1993 umgesetzt
werden, indem der diplomatische Status des Vatikans in Israel anerkannt und die Rückgabe
von Kircheneigentum in Israel bestätigt wird."