Aus den gestrigen
Parlamentswahlen in Israel ist die Kadima-Partei des amtierenden Ministerpräsidenten
Ehud Olmert als offizieller Sieger hervorgegangen. Viele Einwohner des Heiligen Landes
sehen Olmert jedoch als den großen Verlierer des Urnengangs: Von vorausgesagten 40
Sitzen konnte seine Partei nur 28 Mandate in der Knesset gewinnen. Internationale
Beobachter gehen davon aus, dass zu diesem Ergebnis auch die extrem niedrige Wahlbeteiligung
von 63,2 Prozent beogetragen hat. Von Desinteresse an der Politik und am Friedensprozess
könne aber in Israel keine Rede sein, sagt Pfarrerin Petra Heldt von der "Ecumenical
Fraternity of Christian Churches Jerusalem": "Es gibt zwar eine
relativ geringe Wahlbeteiligung, aber ein sehr aktives Beobachten der politischen
Szene. Und dass so viele Leute nicht gewählt haben, hat sicherlich damit zu tun, dass
sie sagen: Die bestehenden, traditionellen Parteien, die können wir nicht wählen,
weil die nach ihren eigenen Prioritäten gehen und sich nicht um unsere kümmern. Also
die Leute kucken sehr genau, was sie wählen, aber es gibt eben auch eine große Anzahl
von Menschen, die sagen: Wir sind hier nirgends vertreten. Die Politik, die angeboten
wird, die können wir nicht unterstützen. Und sie haben gewählt, indem sie passiv geblieben
sind."
Auch für die Christen in Israel ergeben sich
durch das Wahlergebnis neue Herausforderungen. Petra Heldt warnt vor einer internen
Spaltung:
"Ich glaube, der große Fehler, den wir als
Christen machen werden, ist, dass wir denken, wenn wir die eine oder die andere Partei
unterstützen, dass wir damit Israel unterstützen oder Israel nicht unterstützen, je
nachdem, welche Haltung wir haben, und uns dadurch selber splitten als Christen. Ich
glaube, wir sind eine so kleine Minderheit hier in Israel als Christen, dass wir unbedingt
zusammenhalten müssen und uns nicht auf eine politische, palästinensiche oder israelische
Seite schieben lassen."