Wir stellen Ihnen die fünzehn Kirchenmänner vor, denen Papst Benedikt XVI. heute die
Kardinalswürde verliehen hat. Lesen Sie hier Kurzporträts Aus der
römischen Kurie:
1. William Joseph Levada (69)
Als Präfekt
der römischen Glaubenskongregation hat der
US-amerikanische Erzbischof William
Joseph Levada (69) schon von
Amts wegen Anspruch auf den Kardinalspurpur. In
seiner ersten
großen Personalentscheidung berief Papst Benedikt XVI. Mitte
Mai
2005 den Erzbischof von San Francisco nach Rom und machte ihm zu
seinem
Nachfolger in der obersten katholischen Glaubensbehörde.
Bereits zwischen 1976
und 1983 war Levada hier tätig und gehörte
als einziger US-amerikanischer Bischof
zur Kommission, die den
1992 erschienenen «Katechismus der Katholischen Kirche»
erarbeitete.
Levada
wurde am 15.6.1936 in Long Beach geboren. Er studierte in
den USA und an der
Gregoriana-Universität in Rom und wurde 1961
in Los Angeles zum Priester geweiht.
Nach Jahren in der
Pfarrseelsorge und als Theologie-Dozent wechselte er 1976
nach
Rom. Im März 1983 ernannte ihn der Papst zum Weihbischof in Los
Angeles;
1986 wurde er Erzbischof von Portland/Oregon. Vor elf
Jahren berief ihn Johannes
Paul II. zum Erzbischof Koadjutor für
San Francisco, als Unterstützung für
den kranken und amtsmüden
Erzbischof John Raphael Quinn, dessen Nachfolge er
im Dezember
1995 antrat. Seit dem Jahr 2000 war der aus Long Beach stammende
Kirchenmann
bereits Ordentliches Mitglied der
Glaubenskongregation.
2.
Franc Rode (71)
Schon vor seiner Ernennung zum Präfekten der Kongregation
für die
Ordensgemeinschaften 2004 hatten viele Gläubige in Ljubljana
(Laibach)
gehofft, dass ihr Erzbischof Kardinal wird. 1934 in der
Nähe der jugoslawisch-österreichischen
Grenzstadt geboren, floh
Franc Rode nach dem Kriegsende mit Eltern und Geschwistern
vor
dem Regime Titos zunächst nach Österreich. 1948 emigrierte die
Familie
nach Argentinien, wo der junge Rode 1952 in den Orden der
Lazaristen eintrat.
Nach Studien in Rom und Paris wurde er 1960
Priester und Doktor der Theologie,
1965 kehrte er als Pfarrer in
seine Heimat zurück. Der Geistliche machte durch
Auseinandersetzungen
mit dem Regime von sich reden. Papst
Johannes Paul II. ernannte ihn 1993 zum
Sekretär des Kulturrates.
Vier Jahre später erhielt Rode das Amt des Erzbischofs
von
Ljubljana. Als Präfekt der Ordens-Kongregation ist er heute
zuständig
für die weltweit 200.000 Ordensmänner, 800.000
Ordensfrauen und 30.000 Mitglieder
von Säkular-Instituten.
3. Agostino Vallini (65)
Als
Präfekt der Apostolischen Signatur bekleidet Agostino Vallini
den Leitungsposten
des obersten Berufungsgerichts der
katholischen Kirche. Ein Amt, das wegen
seiner Bedeutung in der
Regel den Kardinalsrang verlangt. So hatte auch Vallinis
Vorgänger
Kardinal Mario Francesco Pompedda eineinhalb Jahre nach
seiner Ernennung zum
höchsten Richter erwartungsgemäß den Purpur
erhalten. Mit dem Ruf an die Signatur
kehrte Vallini in seine
Geburtsstadt zurück, wo er am 17.4.1940 das Licht der
Welt
erblickt hatte. Kindheit und Schulzeit verbrachte er allerdings
in
der Gegend von Neapel. In der mittelitalienischen Metropole
trat er auch ins
Priesterseminar ein. Später lehrte er an der
dortigen katholisch-theologischen
Fakultät Kirchenrecht und
bekleidete Leitungsfunktionen am Erzbischöflichen
Seminar und der
Universität. 1989 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum
Weihbischof
für Neapel, zehn Jahre später zum Bischof von Albano
- dort gehörte auch der
Sommersitz des Papstes, Castel Gandolfo,
zu seinem Territorium.
Aus
großen Diözesen der Weltkirche
1. Carlo Caffarra (67)
Carlo
Caffarra leitet seit 2004 als Erzbischof von Bologna eine
der wichtigen italienischen
Diözesen. Am 1.6.1938 in Busseto in
der norditalienischen Po-Ebene geboren,
wurde er 1961 zum
Priester geweiht. Nach einer Promotion in Kirchenrecht an
der
römischen Gregoriana-Universität spezialisierte er sich weiter
auf
Moraltheologie. In diesem Fach übernahm er 1965 eine Dozentur
in Fidenza und
Parma. 1974 berief Papst Paul VI. ihn in die
Internationale Theologen-Kommission,
1980 übernahm er die Leitung
des Päpstlichen Instituts «Johannes Paul II. für
Studien zu Ehe
und Familie» an der römischen Lateran-Universität. 1995 wurde
Caffarra
Erzbischof von Farrara-Comacchio. Im Dezember 2003
erhielt er die Ernennung
zum Erzbischof von Bologna.
2. Antonio Canizares Llovera (60)
Er
wurde bereits als Nachfolger von Joseph Ratzinger im Amt des
Präfekten der
Glaubenskongregation gehandelt; jetzt wird er
zusammen mit dem neuen Präfekten
William Joseph Levada die
Kardinalswürde empfangen. Antonio Canizares Llovera
ist seit gut
drei Jahren Erzbischof von Toledo und damit Primas von Spanien.
Dies
gilt fast schon als eine Garantie auf Purpur. Der 1970 zum
Priester geweihte
Canizares wurde von Papst Johannes Paul II. im
Jahr 1992 zum Bischof von Avila
und dann 1996 zum Erzbischof von
Granada ernannt. In dieser Funktion machte
er von sich Reden, als
er die baskische Terrororganisation ETA aufrief, die
Gewalt zu
beenden. «Terroristen irren sich, wenn sie meinen, durch Töten
den
Sieg zu erringen», sagte Canizares bei der Beerdigung eines
ermordeten Generalstaatsanwaltes.
Schon Anfang Juli dürfte der
neue Kardinal erneut dem Papst begegnen, wenn
dieser zum
Abschluss des Weltfamilientreffens nach Valencia reist.
3.
Nicholas Cheong Jin-Suk (74)
Der Kampf für mehr Religionsfreiheit
im geteilten Korea ist ein
wichtiges Anliegen von Seouls Erzbischof Nicholas
Cheong Jin-Suk. Seit 1998 leitet er als Erzbischof die kleine katholische Kirche in
Südkorea. Nur wenige Monate später ernannte ihn Johannes Paul II. aber auch zum Apostolischen
Administrator in Pjöngjang, der
Hauptstadt des kommunistischen Nordens. Als
eine Ursache der
großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme dort bezeichnete
Cheong
wiederholt die fehlende politische und religiöse Freiheit.
Der 1931 in Seoul
geborene Cheong wurde im Alter von 29 Jahren
Priester. Schnell wurde er Bischof
von Cheonju ernannt, bevor er
1998 in der südkoreanischen Hauptstadt die Nachfolge
von Kardinal
Stephen Kim Sou-Hwan antrat.
4. Stanislaw
Dziwisz (66)
Er ist einer der katholische Aufsteiger der vergangenen
Jahre.
Nach dem Tod von Johannes Paul II., dem er fast vier Jahrzehnte
als
Privatsekretär zur Seite stand, wurde er im Juni von Benedikt
XVI. zum Erzbischof
von Krakau und damit zum Nachfolger Karol
Wojtylas ernannt. Noch zu Lebzeiten
des polnischen Papstes war
spekuliert worden, dass der 66-jährige Dziwisz insgeheim
- «in
pectore» - als Kardinal ernannt worden sei. Im April 1939 in der
Nähe
von Krakau geboren trat er 1957 ins Krakauer Priesterseminar
ein. Im Juni 1963
wurde er von Wojtyla zum Priester geweiht. 1966
wurde er Privatsekretär des
Erzbischofs von Krakau, dem er
nach der Papstwahl nach Rom folgte. 1998 erhob
der Papst seinen
engsten Mitarbeiter in den Bischofsrang. Dziwisz ist Ehrendoktor
der
Universität von Lublin und verfasste mehrere Schriften, etwa
die Erinnerungen
über das Papstattentat von 1981. Im Mai wird er
den neuen Papst bei seiner
Polenreise begrüßen.
5. Sean Patrick O'Malley (61)
Der
Kapuziner und Erzbischof von Boston wurde 1970 zum Priester
und 1984 zum Bischof
geweiht. Sein erster Bischofssitz war der
von Saint Thomas auf den amerikanischen
Jungferninseln. Von 1992
bis 2002 stand er der Diözese Fall River in Massachusetts
vor,
von wo aus er Anfang 2002 nach Palm Beach, Florida wechselte.
2003
wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von
Boston ernannt. Das
Erzbistum ist mit mehr als zwei Millionen
Katholiken eines der größten der
USA. O'Malley hatte als
Nachfolger des zurückgetretenen Kardinal Bernard Law,
dem
Untätigkeit in einem Pädophilie-Skandal vorgeworfen war, die
Versöhnung
mit den Opfern und Angehörigen zu einem vorrangigen
Ziel seiner Amtszeit erklärt.
Insgesamt sah sich die Erzdiözese
Zahlungsforderungen von umgerechnet mehr
als 75 Millionen Euro
gegenüber. O'Malley verkaufte unter anderem seine Residenz,
um
Opfer zu entschädigen.
6. Jean-Pierre Ricard (61)
Zuletzt
rief der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz
zu Besonnenheit bei
den wochenlangen Ausschreitungen in
französischen Vorstädten auf. Die Ursachen
der sozialen Proteste,
etwa Arbeitslosigkeit und zerrüttete Familienbeziehungen,
müssten
angegangen werden, forderte der 61-Jährige. Seit 2001 leitet er
den
französischen Episkopat, wo er die Nachfolge von Kardinal
Louis-Marie Bille
antrat. Ricard wurde 1944 in Marseille geboren
und 1968 zum Priester, 25 Jahre
später zum Bischof geweiht.
Zunächst Weihbischof in Grenoble und Montpellier
wechselte er
2001 auf den Bischofsstuhl von Bordeaux. Klar ist sein Standpunkt
in
der Ablehnung der "Homo-Ehe". Innerhalb der Bischofskonferenz
engagiert er
sich vor allem im Medienbereich, wo er die Medien-
und Evangelisierungs-Kommission
prägt.
7. Gaudencio Rosales (73)
Seit 2003
Nachfolger des charismatischen Kardinals Jaime Sin als
Erzbischof der Hauptstadt
Manila, ist Gaudencio Rosales in der
philippinischen Kirche kein unbeschriebenes
Blatt. Zwischen 1997
und 1999 war der Geistliche stellvertretender Vorsitzender
der
Philippinischen Bischofskonferenz. Immer wieder mischt er sich in
die
Politik ein: Im Skandal um einen möglichen Wahlbetrug durch
Präsidentin Gloria
Macapagal Arroyo forderte er im Sommer
vergangenen Jahres den Rücktritt der
Staatschefin sowie mehr
Verantwortungsbewusstsein der Politiker. Rosales wurde
am 10.
August 1932 in Batangas City, 100 Kilometer südlich von Manila,
geboren.
Nach seiner Priesterweise 1958 wurde er Rektor des
Priesterseminars. Später
arbeitete er als Pfarrer in seiner
Geburtsstadt und Geistlicher Spiritual der
«Legio Mariae». 1982
ernannte Papst Johannes Paul II. Rosales zum Bischof-Koadjutor
von
Malaybalay und dort zwei Jahre später zum Diözesanbischof,
1992 wurde er zum
Erzbischof von Lipa befördert.
8. Jorge Liberato Urosa Savino
(63)
Der Erzbischof von Caracas trat erst vor vier Monaten sein
Amt in
der 3,4 Millionen Katholiken zählenden venezolanischen Erzdiözese
an.
Bis dahin war er seit 1990 Erzbischof von Valencia in
Venezuela. Als Weihbischof
hatte Urosa zuvor seit 1984 in Caracas
gewirkt. Urosa wurde in Caracas geboren,
ging aber in Kanada zur
Schule und studierte unter anderem an der Gregoriana
in Rom. 1967
wurde Urosa zum Priester geweiht, 1982 zum Bischof ernannt.
Großen
Wert legt der lateinamerikanische Bischof auf katholische
Erziehung. Er forderte
größere Anstrengungen zur Verbreitung der
christlichen Botschaft.
9.
Joseph Zen Ze-kiun (74)
Als Joseph Zen Ze-kiun im September 2002
zum neuen Bischof in
Hongkong ernannt wurde, prognostizierte die katholische
Presse,
es könnten unruhige Zeiten bevorstehen. Und in der Tat entpuppte
sich
der neue Oberhirte als streitbarer und energischer
Verfechter insbesondere
der Menschenrechte. Keinesfalls zur
Freude der Regierung von Hongkong, die
er immer wieder scharf
attackierte. Für Zen, der 1932 als Sohn eines Teehändlers
in
Schanghai das Licht der Welt erblickte und 1961 zum Priester
geweiht
wurde, ist sein unerschrockenes Engagement indes weniger
Politik als schlicht
Dienst an der Gesellschaft: «Beten ist nicht
alles im Katholizismus - wir müssen
zeigen, dass wir uns
kümmern», so seine Maxime.
Verdiente
Würdenträger über 80 Jahre alt und damit keine
Papstwähler:
1.
Peter Proeku Dery (87)
Der emeritierte Erzbischof von Tamale in
Ghana gehört mit seinen
87 Jahren nicht zum Kreis der 120 Kardinäle, die einen
neuen Papst
wählen dürfen. Der Mann aus dem Stamm der Dagaba wurde 1918 im
Dorf
Ko als Sohn eines Fetischpriesters geboren. Missionare
überzeugten ihn vom
christlichen Glauben. 1951 erhielt Dery die
Priesterweihe. Neun Jahre später
wurde er Bischof seiner Diözese
Wa im Norden Ghanas. 1974 wechselte er an die
Spitze des Bistums
Tamale. Drei Jahre später ernannte ihn Papst Johannes Paul
II.
zum Erzbischof. Das Amt übte er bis zu seiner Emeritierung 1994
aus.
Dery gehörte zeitweise dem Päpstlichen Rat für die Laien an
und war Schatzmeister
der Panafrikanischen Bischofskonferenz. Bei
mehreren Besuchen in Deutschland
setzte er sich für bessere
Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern und
einen
intensiveren Kampf gegen den Hunger ein.
2. Andrea
Cordero Lanza di Montezemolo (80)
Der frühere Vatikan-Diplomat
und Erzbischof ist erster
Erzpriester der Basilika Sankt Paul vor den Mauern,
eine der vier
Patriachalbasiliken in Rom. Das Gotteshaus im Süden der Stadt,
das
nach der Überlieferung über dem Grab des Apostels Paulus
errichtet wurde, steht
seit Ende Mai vorigen Jahres unter der
Leitung von Cordero. Der gebürtige Turiner,
1954 zum Priester
geweiht, begann 1976 seinen Dienst an der Kurie, zunächst
als
Sekretär des Päpstlichen Rates «Gerechtigkeit und Frieden». 1977
erhielt
er die Bischofsweihe und vertrat als Nuntius den Papst in
mehreren lateinamerikanischen
Ländern. 1990 ernannte ihn Johannes
Paul II. zum Apostolischen Delegaten für
Jerusalem und Palästina.
Vier Jahre später, nach Aufnahme offizieller diplomatischer
Beziehungen
zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel, wurde Cordero
zum Apostolischen Nuntius
in Israel mit Sitz in Jaffa ernannt.
Dieses Amt übte er bis 1998 aus, um dann
in seinem Heimatland bis
2001 als Nuntius für Italien und San Marino zu wirken.
3.
Albert Vanhoye (82)
Seit einem halben Jahrhundert gehört der Jesuit
Albert Vanhoye
zum Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. 1923 im nordfranzösischen
Hazebrouck
geboren, kam Vanhoye nach Studien an der Pariser
Sorbonne und verschiedenen
Hochschulen seines Ordens in den 50-er
Jahren an die bibelwissenschaftliche
Forschungseinrichtung des
Vatikan. Er promovierte 1961, wurde zwei Jahre später
im gleichen
Institut Professor und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung
1993.
Einen Namen machte er sich besonders als Experte für den
Hebräerbrief.
1990,
am Ende einer sechsjährigen Amtszeit als Rektor des
Bibelinstituts, erhielt
Vanhoye die päpstliche Ernennung zum
Sekretär der Bibelkommission - eine Funktion,
die er bis 2001
ausübte. Auch in drei weiteren päpstlichen Dikasterien war
der
Jesuit gefragt: Ab 1978 beriet er die Erziehungs-Kongregation,
von
1980 bis 1996 saß er im Rat für die Einheit der Christen,
1990 holte ihn Kardinal
Joseph Ratzinger als Berater in die