Israel: "Christen unsicher angesichts der neuen Hamas-Regierung"
Im Heiligen Land hat
die radikal-islamische Hamas dem Palästinenser-Präsidenten Mahmut Abbas jetzt ihre
Kabinettsliste vorgelegt. Abbas hatte im Vorfeld signalisiert, er werde die Liste
absegnen. Auf der anderen Seite wächst der Druck Israels auf Abbas, er müsse die Hamas-Regierung
ablehnen. Wie erlebt nun die christliche Minderheit des Landes diese kritischen Tage?
Wir haben nachgefragt bei Petra Heldt. Die evangelische Pfarrerin leitet das Ökumenische
Theologische Forschungsinstitut in Jerusalem. Ihre Beobachtung: "Es kommt sehr
darauf an, wenn man fragt. Innerhalb der oberen Etagen in der Hierarchie gibt es einen
gewissen Optimismus und die Hoffnung, dass man sich arrangieren wird. Man kann auch
kaum anders reden, denn die Christen sind hier eine so kleine Minderheit, dass sie
sich auf jeden Fall arrangieren müssen, wer immer hier im Land regiert. Und da tun
die in der Hierarchie weit oben stehenden Christen gut daran, entsprechend auch so
zu reden. Wenn Sie dagegen in die Gemeinden gehen, dann sind die Leute dort sehr
verhalten und sehr vorsichtig und eigentlich sind viele dabei, ihre Koffer zu packen." Auch ihre tägliche Arbeit steht derzeit im Schatten der allgemeinen Unsicherheit,
sagt Pfarrerin Heldt: "Wir haben zum Beispiel als ökumenische Fraternität,
als die Dachorganisation von Christen hier im Land, einen Tagesausflug zu den Klöstern
in Jericho am Samstag geplant. Es ist ein großes Wagnis, das zu tun. Wir haben verschiedene
Stimmen gehört, die gesagt haben, wir sollen auf keinen Fall dahin gehen, weil das
zu gefährlich ist. Aber Christen, die in Jericho selber leben sagen: `Kommt bitte!`
Ich glaube, das zeigt die Situation an, dass auf der einen Seite große Unsicherheit
herrscht: Wer hat das Sagen in den Gebieten? Das ist nicht klar. Und auf der anderen
Seite sind die Christen, die in den Gebieten leben, sehr darauf angewiesen, dass
sie Unterstützung von Christen aus anderen Ländern, aus anderen Gebieten bekommen." (rv 20.03.06 hr)