Gut sechs Monate ist
er her, der Weltjugendtag von Köln, aber deshalb noch lange nicht Geschichte. Das
zumindest betonen die deutschen Bischöfe und die Vertreter der kirchlichen Jugendarbeit
unisono unentwegt. Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin
widmeten die Oberhirten jetzt einen ganzen Tag der Jugendpastoral. Die Begeisterung
von Köln müsse erhalten bleiben, betont allen voran Jugendbischof Franz-Josef Bode.
„Das
hat ja gerade der Weltjugendtag gebracht, dass er einerseits mit einem Großereignis
Breite angesprochen hat, aber gleichzeitig in den Katechesen und in den Gottesdiensten
eine Vertiefung gebracht hat.“
Jugendseelsorge ganz allgemeine und die
Stellen für kirchliche Berufungen müssten noch stärker miteinander verbunden werden.
Die Erfahrungen und Meinungen, die Deutschlands Oberhirten einbringen sind vielfältig,
gibt Bode zu.
„Ja, die sind sehr bunt, aber wir merken doch diese Grunddimension.
Also da sind die Bischöfe sich glaube ich schon einig.“
Die verschiedenen
Träger der Jugendpastoral, also Verbände, Ministranten, Schulen, geistliche wie evangelikale
Gemeinschaften sollten künftig stärker zusammen arbeiten, „sich vernetzen, anstatt
als Säulen nebeneinander zu stehen“, betont der Osnabrücker Oberhirte mit den langjährigen
Erfahrungen in der Jugendarbeit.
„Und es geht darum, diese Einheit von sozialem
Engagement und spiritueller Vertiefung zusammenzubringen.“
Pfarrer Georg
Austen, zuständig für den Kontakt zwischen Weltjugendtagsbüro und Bischofskonferenz,
legt wert darauf, dass die Kirche sich mehr als bisher mit den so genannten jungen
Erwachsenen beschäftigen müsse.
„Ich glaube bei jungen Erwachsenen ist
das Problem, dass viele Fragen, ist das eher eine pastorale Auszeit, oder wo finden
wir in deren Lebensfeldern Anknüpfungspunkte? Was ist auf Pfarreiebene möglich? Wo
gibt es Schwierigkeiten in der Mobilität, in welcher Situation der Berufsfindung,
der Familienplanung leben die Menschen? Und wo brauchen wir auch in den einzelnen
Diözesen, Orte, die noch einmal über die Pfarrei hinausgehen?“
Wissenschaftlicher
Experte beim Studientag in Berlin ist Martin Lechner, Professor für Jugendpastoral
in Benediktbeuren. Er brachte den Oberhirten sozialwissenschaftliche Einsichte und
jugendpastorale Perspektiven näher. Sein Plädoyer:
„Wenn die Kirche am
Leben der Jugendlichen dran ist, ist sie ganz nah an den Jugendlichen. Ganz weit ist
sie weg im Bereich Liturgie. Denn es ist bei vielen Jugendlichen der Eindruck, dass
Kirche nicht lebt.“
Die Situation der jungen Menschen von heute sei von
der früherer Generationen weit entfernt:
„Das Leben der Jugendlichen heute
kann man auf den Punkt bringen mit dem Begriff ‚Egotaktik“. Sie müssen heute unter
schwierigen Verhältnissen ihr eigenes Leben konstruieren und viele Entscheidungen,
die früher vorgegeben waren, heute selbst für sich entwickeln.“