2006-03-09 14:06:42

Brasilien: Kirche kritisiert Lulas Sozialpolitik


Brasiliens Bischöfe haben Anfang des Monats ungewöhnlich scharfe Kritik an der Wirtschafts-und Sozialpolitik von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva geübt. Nie zuvor habe sich eine Regierung den Forderungen der Privatbanken so sehr unterworfen, das Land in ein regelrechtes „Finanzparadies“ verwandelt, beklagte der deutschstämmige Sekretär der Bischofskonferenz, Odilo Scherer. Die wachstumshemmende Hochzinspolitik begünstige lediglich den Finanzsektor, sei unsozial und müsse daher gestoppt werden. Brasiliens Primas Geraldo Agnelo, Kardinal und Präsident der Bischofskonferenz, schloss sich jetzt der Kritik Scherers an:
"Er hat völlig Recht. Die Regierung unterwirft sich den Banken. Diese diktieren ihre Forderungen, und die Regierung erfüllt sie bis ins Kleinste. Sie sorgt sich direkt übertrieben um das Wohl der Banken, tut alles, was sie wollen. Während der Arbeiter eben keinen gerechten Lohn, keinen Inflationsausgleich einfordern kann. Damit sind wir nicht einverstanden, das ist doch nicht gerecht. Denn dem Volk geht es überhaupt nicht gut. Es muß weiter darauf warten, daß Arbeitsplätze geschaffen werden. Denn ohne Arbeit ist kein Leben in Würde möglich. Die Leute können sich doch nicht nur von staatlichen Almosen ernähren.“
Damit meint Kardinal Agnelo das Anti-Hunger-Programm der Lula-Regierung. Denn lediglich acht Millionen verelendete Familien erhalten überhaupt Hilfe, und die sei gering. Umgerechnet beträgt die monatliche Zahlung 23 Euro pro Familie.
“Dieses Hilfsprogramm ist natürlich keine Lösung. Es bringt die Leute nicht voran, zeigt keinen Ausweg aus ihrer erbärmlichen Lage. Viele geben sich sogar mit diesem Almosen zufrieden, tun gar nichts mehr. Die Bischofskonferenz fordert deshalb eine andere Wirtschaftspolitik, die den Menschen ermöglicht, von ehrlicher Arbeit zu leben. Wir wollen, daß unsere laute Kritik an der Regierung in der Gesellschaft ein großes Echo findet.“
(rv 09.03.06 hr)








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