Nach dem "Jahr der Priesterberufungen" sollen die Gläubigen nun auch das "Jahr der
kirchlichen Berufungen" in ihr Gebet aufnehmen. Dazu ruft der Bischof von Chur, Amédée
Grab, in seinem Fastenhirtenbrief "Alle sind berufen" auf. Die Schweizer Bischöfe
haben das Kirchenjahr 2006 zum "Jahr der kirchlichen Berufungen" ausgerufen. Ohne
die vielen relativ neuen kirchlichen Dienste könnten viele Aufgaben in Verkündigung
und Diakonie nicht genügend oder nicht zeitgemäss genug erfüllt werden. Diese Dienste,
wie zum Beispiel Gemeindeleiter oder Pastoralassistenten entsprächen einem neuen und
vertieften Verständnis für die Mitverantwortung der Laien in der Kirche.
Dass
die Gemeindeleitung und der Eucharistievorsitz immer öfter verschiedenen Personen
anvertraut werden müssten, sei zweifellos ein Problem, das zu Schwierigkeiten im Amtsverständnis
und zu entsprechenden Forderungen an die Weltkirche führen kann. Es erfülle ihn mit
Sorge, wenn eine Gemeinde nicht mehr klar zu sehen scheine, was die besondere Sendung
des Priesters ausmache, oder wenn Unzufriedenheit mit der eigenen Stellung den Einsatz
im kirchlichen Dienst erschwere, so der Bischof. Anzeichen von Klerikalismus würden
die
Strahlungskraft des priesterlichen Wirkens verdunkeln, warnt Grab. Er stellt
aber weiter fest, dass er sehr oft auf "harmonisch zusammenarbeitende Seelsorgeteams"
treffe.
Grab warnt davor, in der Kirche eine Dienstleistungsorganisation zu
sehen. Die Kirche brauche vielmehr "ständige, ausgebildete und beauftragte Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen", aber auch immer mehr Ehrenamtliche. In diesem Sinne gestalteten
viele Christen ihr Leben. In Familie, Beruf, Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien
wüssten sie sich Gott gegenüber verpflichtet und wollen seinem Heilsplan dienen.