Vatikan: Fastenzeit, Papst erteilt Absage an Hass und Gewalt
Mit einer Absage
an Egoismus und Gewalt sowie einem Aufruf zu Gebet, Fasten und praktischer Nächstenliebe
hat Papst Benedikt XVI.gestern die Fastenzeit eröffnet. Die Aschermittwochs-Liturgie
begann am späten Nachmittag mit der Bußprozession auf dem römischen Aventin: Ein
kurzer Besuch Benedikts XVI. bei den Benediktinern, in Sant Anselmo, ein kurzer Händedruck
mit Abtprimas Notker Wolf - dann ziehen Benediktiner und Dominikaner dem Papst voran
einmal quer über den Aventin nach Santa Sabina, eine der ältesten Kirchen der Ewigen
Stadt, aus frühchristlicher Zeit. Die Allerheiligenlitanei begleitet die Prozession,
unter den Betern die in Rom anwesenden Kardinäle. Fastenzeit ist Zeit zur Umkehr,
für den Papst Zeit zur Abkehr von Gewalt, von Rache und Hass. "Der Christ muss
jeden Tag, besonders aber in der Fastenzeit, einen Kampf kämpfen, so wie Christus
ihn in der Wüste Juda bestanden hat. Die Fastenzeit erinnert uns daran, dass die
Christliche Existenz ein ständiger Kampf ist, in dem die Waffen des Gebetes, des Fastens
und der Buße gebraucht werden müssen. Gegen das Böse zu kämpfen, gegen jede Form des
Egoismus und des Hasses. Wir können sagen, dass diese innere Haltung uns hilft, auch
deutlicher zu machen, was die christliche Antwort auf die Gewalt ist, die heute den
Frieden in der Welt bedroht. Sicher nicht die Rache, sicher nicht der Hass und auch
nicht die Flucht in einen falschen Spiritualismus. Die Antwort dessen, der Christus
folgt, besteht vielmehr darin, dem Weg dessen zu folgen, der – angesicht der Übel
seiner Zeit und aller Zeiten, ohne Zögern das Kreuz ergriffen hat und den längeren,
aber auch wirkungsvolleren Weg der Liebe gegangen ist. Auf seinen Spuren und in Einheit
mit ihm müssen wir alle uns einsetzen im Widerstand gegen das Böse mit dem Gute, gegen
die Lüge mit der Wahrheit, gegen den Hass mit der Liebe." Benedikt zitierte
aus seiner Enzyklika und animierte eindringlich zu Werken der Nächstenliebe. "Die
Caritas ist für die Kirche nicht eigentlich eine besondere Art von Sozialaktivität.
Sondern sie gehört zu ihrem Wesen, sie ist unveräußerlicher Ausdruck ihres eigenen
Wesens. Die wahre Liebe zeigt sich in Gesten, die nach dem Beispiel des barmherzigen
Samariters niemanden ausschließt." Das Aschenkreuz schließlich ermahne zur
Übereinstimmung von innerer Haltung und äußeren Gesten. Papst Benedikt selbst bekommt
es vom slowakischen Kurienkardinal Jozef Tomko aufgelegt, dem Kardinalpriester von
Santa Sabina. (rv 2.3.06 bp)