Vatikan: Nicht nur das rationale Bewusstsein macht Menschen aus
Internationale Wissenschaftler
sprechen ab Montag im Vatikan über ethische Fragen der Reproduktionsmedizin und der
Embryonenforschung. Zu der Veranstaltung geladen hat die Päpstliche Akademie für das
Leben unter ihrem Präsidenten Bischof Elio Sgreccia. Dieser betonte heute bei der
Vorstellung des Kongresses, ein Embryo sei unter allen Umständen ein menschliches
Wesen. Dies gelte selbstverständlich auch für im Labor erzeugte oder eingefrorene
Embryonen. Der Bischof von Groningen, Willem Jacobus Eijk, der selbst Mediziner und
im niederländischen Episkopat für medizinisch-ethische Fragen zuständig ist, sagte
uns:
„Ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir wissenschaftliche und philosophische
Argumente zusammenzubringen, um zu beweisen oder annehmbar zu machen, dass die befruchtete
Eizelle schon als eine menschliche Person respektiert werden muss und gesehen werden
kann. Die Kirche hat bisher nie eine dogmatische Erklärung über den Status des Embryos
abgegeben.“
In der wissenschaftlichen Welt gehen die Definitionen über
den Beginn menschlichen Lebens auseinander. Einige Forscher setzen als Beginn die
Ausbildung eines rationalen Bewusstseins im Gehirn des Embryos an. Bischof Eijk kritisiert
diese Argumentation.
„Ich bin der Meinung, dass man den Fehler macht,
die spezifische Identität des Menschen mit seinem rationalem Bewusstsein identifizieren.
Denn es gibt auch Menschen ohne ein rationales Bewusstsein: Das sind schwerbehinderte
Menschen oder vielleicht Menschen, die im Koma liegen. So ist also ein rationales
Bewusstsein nicht das einzige Zeichen, das eine Person ausmacht.“