Mit gemischten Gefühlen
reagiert das Regime von Peking darauf, dass es erstmals seit Jahrzehnten wieder einen
Kardinal auf dem chinesischen Festland gibt. Der Papst hatte gestern angekündigt,
dass er Bischof Joseph Zen von Hongkong Ende März zum Kardinal erheben wird. Ein Sprecher
des Außenministeriums gab an, die Regierung habe von der Ernennung "Kenntnis genommen".
Das Regime empfehle Religionsführern, sich nicht in die Politik einzumischen, so der
Sprecher weiter. Bischof Zen ist ein häufiger, deutlicher Kritiker des chinesischen
Regimes. Die Kardinalserhebung dürfe, so der Sprecher weiter, keine soziale Instabilität
in Hongkong auslösen. Und wörtlich: "Wir hoffen, dass alle gesellschaftlichen Gruppen
Hongkongs Harmonie und Entwicklung der Stadt respektieren." Die Nachrichtenagentur
Asianews gibt an, unter Chinas Christen herrsche über die Kardinalsernennung Zens
große Freude. Ein vom Regime nicht anerkannter Bischof habe sofort mit Zen telefoniert,
um ihm zu gratulieren, so Asianews.
Der neue Kardinal selbst meinte gegenüber
Radio Vatikan: „In den vergangenen Tagen gab es so viel Trubel und sicherlich war
das alles sehr aufregend für mich. Ich wusste ja von nichts. Als ich dann die offizielle
Information erhalten habe, war ich zum Stillschweigen verpflichtet und konnte nicht
darüber sprechen. Die Journalisten hier sind sehr hartnäckig und daher war die Zeit
sehr hart. Jetzt ist es 'raus' und das ist eine Art Befreiung für mich. Wir sind dem
Heiligen Vater wirklich sehr dankbar, denn dass er bei einer so kleinen Anzahl von
neuen Kardinälen einen Chinesen ernennen wollte, ist ein Zeichen besonderen Wohlwollens
gegenüber dem chinesischen Volk.“
Alles, was die Kirche, was Christen in China
bewege, habe auch politischen Einfluss, betont Zen, werde von der Regierung beobachtet.
Aber:
"Wir haben immer in recht höflichen, manchmal sogar herzlichen Beziehungen
zueinander gestanden, entgegen den Aussagen manchner Zeitungen. Von unserer Seite
aus haben wir immer aus der Liebe zu unserem Land heraus agiert. Und auch wenn es
Meinungsverschiedenheiten geben mag, glaube ich, dass auch die chinesische Regierung
glaubt, dass wir unser Land lieben."
Die Kardinalsernenung, sagt Zen, gibt
Hoffnung:
"Hoffnung auf bessere Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und
der chinesischen Regierung."