Kardinäle sind, wenn man so will, die "Senatoren" der Weltkirche und die wichtigsten
Mitarbeiter des Papstes. Eine Agentur nannte sie einmal den "exklusivsten Männerclub
der Welt". Das Konklave, das einen Papst wählt, ist ausschließlich aus Kardinälen
zusammengesetzt; Päpste sind in der Regel vor ihrer Wahl Kardinäle, diese also gewissermaßen
die "Kronprinzen" der Kirche. Das Wort kommt vom lateinischen Cardo, zu deutsch
Türangel. Kardinäle sind also die Scharniere, um die sich die Kirche dreht. Zunächst
bezeichnete das Wort Kardinal Priester besonders wichtiger Kirchen im Bistum Rom;
seit ca. dem 8. Jahrhundert ging der Titel aber auch auf Priester außerhalb Roms über.
Kardinäle werden ausschliesslich vom Papst "kreiert", also geschaffen. Zuerst ernennt
sie der Papst, dann setzt er ihnen im Rahmen eines so genannten "Konsistoriums" die
Kardinalsmütze auf, deren purpurrote Farbe an die Bereitschaft erinnern soll, der
Kirche bis hin zum Martyrium zu dienen. Kardinal sein ist ein Ehrenamt, eine Weihe
ist dazu nicht erforderlich. Die meisten Kardinäle sind auch Bischöfe - manchmal verleiht
der Papst aber auch verdienten Theologen den Kardinalshut, auch wenn sie keine Bischofsweihe
empfangen haben, sondern (einfache) Kleriker sind. Die meisten Kardinäle sind heutzutage
gleichzeitig Diözesanbischöfe; einige arbeiten an der Kurie, also der vatikanischen
Verwaltung der Weltkirche. Leiter des Kardinalskollegiums ist der Kardinalsdekan (bis
zu seiner Papstwahl war dies Kardinal Ratzinger). Als Titel gibt es seit dem 16. Jahrhundert
Kardinalbischöfe, -priester und -diakone. Seit 1971 müssen Kardinäle dem Papst
ihren Verzicht auf Leitungsämter erklären, was dieser annehmen kann oder nicht. Kurienkardinäle
verlieren ihre Ämter (und das Recht zur Papstwahl) erst mit dem 80. Lebensjahr. Die
Apostolische Konstistution „Universi Dominici Gregis" vom Februar 1996 legt die Zahl
der stimmberechtigten Mitglieder des Kardinalskollegiums auf 120 fest. Papst Benedikt
XVI. hat die Kardinäle nach seiner Wahl im letzten Jahr eindringlich gebeten, ihn
bei der Leitung der Weltkirche kollegial zu unterstützen. (rv 22.02.06 sk)