2006-02-22 10:35:24

Islam-Experte: Internationale Gemeinschaft tut zu wenig


Die Gewalt in den islamischen Ländern dauert an, doch die Mohammed-Karikaturen seien für all die Proteste nur ein Vorwand, sagt Pader Justo Lacunza Balda, Rektor des Päpstlichen Instituts für Islamwissenschaften. Die Gründe sieht er anderswo:


"Zuallererst in der sozialen Ungleichheit. In dem Elend , in dem tausende und abertausende Menschen in Nigeria und Pakistan hausen. Andererseits sind die Auseinandersetzungen keine Eintagsfliegen. Sie haben sich schon in der Vergangenheit ereignet und es gibt einen Punkt, speziell in Nigeria, der sehr beunruhigend ist: Das Land geht dem Ende der zweiten Amtszeit des Präsidenten entgegen. Es werden Wahlen stattfinden und einige Staaten im Norden Nigerias haben sich schon sehr deutlich für einen islamischen Präsidenten ausgesprochen."


Religionsfreiheit, die freie Religionsausübung, wie sie in den Ländern der Europäischen Union festgeschrieben ist, müsse grundlegendes Prinzip des Zusammenlebens werden, betont Lacunza zum Beispiel mit Blick auf die Türkei.


"Ich denke, eines der größten Probleme derzeit ist der Status von religiösen Minderheiten in einem Land wie etwa der Türkei. Davon sind die Beziehungen unter den Gläubigen, unter den Angehörigen der verschiedenen Religionen, betroffen. Es reicht nicht, dass ein Staat sich für laizistisch erklärt, für säkular. Die Minderheiten und die Christen müssen in der Praxis die Möglichkeit und die Freiheit haben, ihren eigenen Glauben zu leben und ihren Kult zu praktizieren. Nicht mehr und nicht weniger."


Kritisch sieht der Islamexperte die zurückhaltenden Äußerungen der internationalen Gemeinschaft. Die Pflicht, die Menschenrechte zu garantieren, liege ja bei den einzelnen Staaten, aber das mache ihm Sorgen, so Lacunza:


"Es beunruhigt mich sehr, dass große Organisationen wie die UNO, die Arabische Liga und andere sich eher untentschieden zeigen, apathisch sind, manchmal sogar Groll gegen die Religionen hegen. In Fällen wie dem Mord an Don Andrea oder weitreren Christen, der Zerstörungen christlicher Kirchen, sei es im Irak, in Indonesien oder in Pakistan, kommt es mir nicht so vor, als würden die Institutionen ihre Stimme erheben, nicht nur um zu verurteilen, sondern um das Recht einer jeden Minderheit und eines jeden Menschen zu betonen, sich Geltung zu verschaffen und seinen Glauben und seine Religion frei auszuüben."
(rv 21.02.06 bp)







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