Das erste Signal ist:
Benedikt XVI. hält sich, anders als sein Vorgänger das mehrfach tat, an die von Papst
Paul VI. festgelegte Höchstgrenze von Kardinälen, die berechtigt sind, an einer Papstwahl
teilzunehmen. Auf diesen Punkt hat Benedikt heute auch eigens hingewiesen. Zweites
Signal: Der Papst betont, dass er die Kardinäle bei der Leitung der Weltkirche hinzuziehen
will, dass er von ihnen erwartet, Verantwortung für das Ganze der universellen Kirche
zu übernehmen.
Unter den neuen Purpurträgern kommen allein drei aus Asien
- ein Zeichen, dass der Vatikan diesen Kontinent, auf dem das Christentum fast überall
in der Minderheit ist, ernst nimmt. Auch aus Amerika, wo der größte Teil der Katholiken
lebt, kommen drei Kardinäle - zwei davon sind allerdings, und das ist nach dem Pädophilie-Skandal
beachtlich, US-Amerikaner und nur einer aus Lateinamerika. Über Afrika (ein neuer
Kardinal kommt aus Ghana) ging nicht gerade ein Regen von roten Hüten nieder. Acht
Europäer sind unter den neuen Kardinälen, mehr als die Hälfte. Und die Italiener -
drei an der Zahl - stellen immerhin wieder ein Fünftel der neuen Kardinäle. Wie überhaupt
die Europäer auch künftig bei weitem das größte Kontingent an Kardinälen... und Papstwählern
stellen werden.
Die politischste Kardinalsernennung von heute ist die
von Joseph Zen von Hongkong, der ein deutlicher Kritiker der Hongkonger Stadtregierung
und des chinesischen Regimes ist. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gibt es damit wieder
einen Kardinal auf dem chinesischen Festland. Einige Namen, über die im Vorfeld spekuliert
worden war, fehlen in der endgültigen Liste neuer Kardinäle: etwa die Erzbischöfe
von Paris oder Dublin. Sie können wohl bei einem künftigen Konsistorium mit dem Kardinalsbirett
rechnen. Dass Erzbischof Dziwisz aus Krakau, langjähriger Privatsekretär Johannes
Pauls II., bald den roten Hut tragen wird, zeigt deutlich, dass Benedikt tatsächlich
den Kurs seines Vorgängers fortsetzen will.
Interessant ist auch der rote
Hut für den Bostoner Erzbischof Sean O` Malley - der Ordensmann folgte 2002 auf den
wegen des Pädophilieskandals zurückgetretenen Kardinal Bernard Law und mußte seinem
Erzbistum neuen Mut einflössen; dabei hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Die Auszeichnung
aus Rom kann die gebeutelte US-Kirche gut gebrauchen.
Die Zahl der Kardinäle
liegt mit den neuen Ernennungen bei 193; die Neuernannten kommen aus 12 Nationen.