Der Wahlkampf in Mexiko
läuft auf Hochtouren. Und auch "Subcomandante" Marcos und seine Zapatisten mischen
mit. Unter dem Motto "La otra campaña - Der andere Wahlkampf" tourt Marcos dieser
Tage durchs Land und wirbt für soziale Gerechtigkeit und mehr Rechte für die indigene
Bevölkerung. Das sind Ziele, die die Zapatisten mit der katholischen Kirche teilen.
Und so durfte Marcos im Bundesstaat Puebla denn auch in der renommierten Jesuitenuniversität
Ibero auftreten. Im vollbesezten Auditorium der Uni rief er zu "kritischem Denken"
auf: „Wir laden euch ein, nicht bloß auf die Kandidaten da oben zu schauen,
sondern auch auf die andere Seite! Nutzt eure Intelligenz und eure Würde! Denkt darüber
nach, wer sich da oben anbietet - und darüber, was ganz unten in der Gesellschaft
passiert. Welche Chancen all die Wahlkampfversprechen haben, auch wirklich umgesetzt
zu werden. Das solltet ihr im Hinterkopf haben, wenn ihr am 2. Juli zur Wahl geht
– oder geht eben auch nicht. Das muss am Ende jeder für sich entscheiden“ Marcos
und seine Zapatisten kandidieren bei der kommenden Präsidentschaftswahl nicht selbst,
sondern weisen in der Kampagne allgemein auf gesellschaftliche Misstände hin. Auch
12 Jahre nach dem Indio-Aufstand, so ihre Klage, haben sich die Lebensbedingungen
der Ärmsten Mexikos kaum verbessert. Warum die katholische Kirche dem nicht unumstrittenen
Zapatistenführer jetzt ein Forum bot, erklärt Maria Eugenia Sanchez Díaz de Rivera,
die verantwortliche Organisatorin des Events in Puebla: „Wir glauben, dass
es Jesus Wille ist, Geschwisterlichkeit zu schaffen. Damit das gelingen kann, müssen
wir auch Brücken bauen zwischen ganz unterschiedlichen Wirklichkeiten. In einem Land
wie Mexiko, in dem Ungerechtigkeit und Missbrauch Alltag sind, müssen wir auf die
Benachteiligten zugehen, auf die, denen niemand zuhört. Die Kampagne der Zapatisten
will genau das. Das heißt nicht, dass wir in allen Punkten mit ihrer Weltanschauung
übereinstimmen. Aber meine tiefe Überzeugung ist, dass wir alle zusammenarbeiten müssen,
um den Ausbruch einer unkontrollierbaren Gewalt zu verhindern." (rv 20.02.06
hr)