Australien: Krankheit als gesellschaftlicher Auftrag
Am Fest unserer lieben Frau von Lourdes segnet Papst Benedikt XVI. heute Abend im
Petersdom die Kranken, die – aus aller Welt eingetroffen – mit Kardinal Camillo Ruini
eine Heilige Messe feiern. Am anderen Ende des Erdballes, im australischen Adelaide,
geht die Feier des Weltkrankentages ihrem Höhepunkt entgegen. Dieser widmet sich in
diesem Jahr thematisch den Geisteskrankheiten. Hier die Kernsätze aus der heutigen
Predigt von Kardinal Javier Lozano Barragán, dem Präsidenten des päpstlichen Rates
für die Krankenpastoral, in Adelaide.
„Geisteskrankheiten nehmen weltweit
stark zu. 500 Millionen Menschen dürften heute davon betroffen sein. Am Ursprung der
Krankheit stehen viele Gründe. Etwa die Ablehnung Gottes und der ethisch-religiöse
Relativismus, die Krise der leitenden Werte, Hedonismus und Materialismus, die technologisierte,
in sich geschlossene Kultur und die Überzahl der Wünsche, die sie herstellt, oder
die magischen Rituale vieler Sekten. Da einer der Hauptgründe für die Geisteskrankheit
das Ungleichgewicht in der Familie ist, sollte der Schutz der Würde von Geisteskranken
in der Familie selbst beginnen. Leider beobachten wir heute in vielen Teilen der
Welt die Auflösung der Familie. Wir müssen daher die Familie stärken. Basis dafür
ist eine ernsthafte, angemessene und tiefgehende Vorbereitung auf die Ehe. Der
Heilige Vater wünscht, dass die Regierungen der Welt die Würde der geisteskranken
Menschen schützen. Wir hoffen, dass inhumane Methoden der Behandlung Kranker der Vergangenheit
angehören. Dasselbe hoffen wir für die in einigen Ländern früher gepflegte Praxis,
Menschen mit politisch anderen Ansichten als krank zu klassifizieren. Um die Würde
der Geisteskranken zu schützen, müssen auf der ganzen Welt Gesetze erlassen werden,
die den Erkenntnissen der psychiatrischen Medizin Rechnung tragen, besonders was die
Hospitalisierung von Geisteskranken betrifft. (rv 11.02.06 gs)