Die Protestaktionen in islamischen Ländern wegen der zuerst in Dänemark veröffentlichten
Karikaturen des Propheten Mohammed reißen nicht ab. In Afghanistan wurden heute drei
Menschen getötet und zwanzig verletzt, als Demonstranten in Qualat ein Lager von US-Friedenssoldaten
zu stürmen versuchten. Teils gewaltsame Proteste gab es auch in anderen afghanischen
Städten sowie in Indien, Pakistan, Indonesien, auf der palästinensischen West-Bank,
auf den Philippinen und im Iran. In Paris hat eine französische Satire-Zeitschrift
die umstrittenen Karikaturen nachgedruckt und auf dem Titelbild eine neue hinzugefügt.
Der französische Kurien-Kardinal Paul Poupard zeigt sich geschockt über den "anti-westlichen
Hass", der in den Protesten in aller Welt zum Ausdruck komme. Für ihn sei klar, dass
die Proteste gesteuert seien, so Poupard in einem Zeitungsinterview. Ein italienischer
Minister hat den Papst dazu aufgerufen, mit der gleichen Entschiedenheit wie seine
Vorgänger die Christenheit zu verteidigen. Benedikt solle bitte "schnell" den Dialog
mit den Moslems in Angriff nehmen, meinte Reform-Minister Roberto Calderoli von der
rechtsgerichteten Regionalpartei Lega Nord. Als Reaktion auf die Ankündigung des
Iran, die Handelsbeziehungen mit Dänemark zu kappen, warnte die EU-Kommission vor
einem Boykott dänischer Waren. Dies wäre ein Boykott der EU. - Der dänische Regierungschef
Anders Fogh Rasmussen richtete einen Appell zum Dialog an Muslime in aller Welt. Dänemark
sei kein islam-feindliches Land, betonte Rasmussen. (reuter/dw 08.02.06 sk)