D: Gedenken an den Pastor und Widerstandskämpfer Bonhoeffer
Heute auf den Tag
genau wäre er 100 Jahre alt geworden. Die Rede ist von dem evangelischen Pfarrer und
Theologen Dietrich Bonhoeffer. Am 9. April 1945 – nur einen Monat vor Kriegsende -
wurde er im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet, nachdem seine Verwicklung in
das Stauffenberg-Attentat auf Hitler aufgeflogen war. Obwohl es bei den Protestanten
ja eigentlich keine Heiligen gibt, hat der EKD-Ratsvorsitzende Huber Bonhoeffer als
„evangelischen Heiligen“ bezeichnet. Wir haben mit Matthias Bonhoeffer gesprochen,
dem Großneffen des Widerstandskämpfers. Auch er ist Pastor. Über den prominenten Verwandten
sagt er: „Als Lutheraner, der er war, gab es für ihn die Obrigkeit - und die war
erst mal gut. Der hatte man erst mal zu folgen. Aber er hat da einen Unterschied gemacht
zu Anderen: Die Obrigkeit kann sozusagen verlustig gehen des Gehorsams ihrer Untertanen
und dann ist es sogar geboten, gegen die Obrigkeit und dann eben gegen die Diktatur
aufzustehen und dann auch zu kämpfen und dann eben auch - unter Umständen - sie zu
vernichten. Dann hat sie ihr Recht verwirkt und um Schlimmeres zu verhüten, kann es
sein, dass es sogar nötig wird, einen Mensch zu töten. Er hat das auch für sich gesagt,
das hat er, glaube ich in der Ethik geschrieben, dass er das tun würde, aber dann
würde er vorher aus der Kirche austreten." Als Nachgeborener hat Matthias
Bonhoeffer den berühmten Großonkel nicht mehr selbst kennengelernt. Aber natürlich
kennt er ihn aus den Erzählungen seiner Familie. Und aus der öffentlichen Diskussion
- aus Artikeln, Büchern und Filmen. Nicht immer, so meint er, räumen diese dem politischen
Engagement des Kirchenmanns genügend Platz ein: "Ich hänge immer so zwischen
dem Theologen und dem Christen und dem Zeitgenossen, dem Widerstandskämpfer. Für mich
ist sein Widerstand ein ganz wichtiges Thema: Dass er sozusagen auch bereit war, da
reinzugehen, auch im Wissen, dass er da nicht sauber bei rauskommen wird. Also jemand,
der bereit ist, Schuld auf sich zu laden, um Anderes zu verbessern. Was ich immer
wieder schwierig finde, ist, wenn die Komponente seines militärischen Widerstandes
ausgeblendet wird. Wenn nicht genügend gesagt wird wie sehr er sich mit dem sogenannten
Profanen oder – wie er es genannt hat – sich mit seiner weltlichen Arbeit identifiziert
hat." (rv 04.02.05 hr)