Wir kehren zurück
in den Vatikan, aber wir entfernen uns ein wenig vom bedeutsamen Geschehen, von Fastenbotschaft,
Weltkirche und "Deus caritas est". Wer im Vatikan arbeitet, muss nicht immer wichtig
sein, er muss auch einfach mal warten können.
Ein Deutscher im Vatikan – nein,
ausnahmsweise ist mal nicht der Papst gemeint. Alfons Zeilhuber schreibt keine Enzykliken,
er bringt auch nicht die Ökumene voran. Er ist Chef der Werkstatt Zeilhuber Orgelbau
in Altstätten und wartet derzeit die Orgel in der Kirche des Campo Santo auf dem Vatikangelände.
„Das ist so: Wir probieren jetzt aus, ob die Töne ganz gleichmäßig kommen
oder ob sie unterschiedliche Lautstärken haben. […] Und das werden wir jetzt alles
gleich machen.“
Der Einsatz von Kirchenorgelmusik hat in italienischen Messen
nicht den gleichen Stellenwert wie in deutschen. Und während in Deutschland die meisten
Orgeln regelmäßig gereinigt und gewartet werden, nimmt man das in Italien anscheinend
nicht so genau.
„Die Pflege ist sehr oberflächlich, mal ein bisschen nach der
Orgel gucken und wieder gehen.“
Die kleine neobarocke Orgel von der Firma Seiler
in Kevelaer mit ihrem etwas grellen Klang wurde in den 70ern im Zuge von Renovierungsarbeiten
eingebaut und war seitdem beständig in Gebrauch. Das geht natürlich an die Substanz.
„Wenn
jemand auf seinen Schrank schaut, der dreißig Jahre lang nie abgestaubt worden ist,
hat er einen ungefähren Eindruck davon, was jetzt in der Orgel alles für Schmutz drin
ist. Und das beeinträchtigt natürlich die Pfeifen. Und andererseits wurde dreißig
Jahre lang unentwegt darauf gespielt, man kann auch mit dem Auto nicht dreißig Jahre
ohne Reparatur und Kundendienst fahren, und das ist jetzt einfach fällig.“
Zeilhuber
und sein Mitarbeiter haben die Orgel in ihre Einzelteile zerlegt. Der Bereich gleicht
einer Baustelle: Auf einem Tisch liegen kleine Orgelpfeifen aufgereiht, Teile der
Verkleidung lehnen an den Wänden und das Innere des Instruments wurde zugänglich gemacht.
Die beiden Fachmänner sorgen nun dafür,
„… dass nichts mehr klappert, alles
direkt funktioniert, keine Leerreisen mehr da sind, dass man also sozusagen wieder
ein kompaktes Spielgefühl bekommt. Dann haben wir Pfeifen reparieren müssen, die etwas
eingesunken sind, und jetzt gehen wir langsam dazu über, die klangliche Abstimmung
zu machen. Und wir werden auch dieses etwas schrille Klangbild leicht abrunden.“
Die
Orgelbauer sind im Collegio Teutonico untergebracht, das wie die Kirche auch an den
Friedhof mit den deutschen Kirchengrößen grenzt. Und da es sich zudem um eine deutsche
Orgel handelt, lag es nahe, auch eine deutsche Orgelbau-Firma zu engagieren, um das
Instrument wieder auf Vordermann zu bringen.
„Das liegt nicht am deutschen
Papst.“
Das hätte man ja meinen können. Für Zeilhuber ist es ein Auftrag wie
jeder andere – und auch wieder nicht:
„Von der Größe der Orgel und von der
Arbeit, die wir hier tun müssen, ist das jetzt nichts Atemberaubendes. Aber der Standort
der Orgel, das ist natürlich das Sensationelle an der ganzen Sache. Das wird wahrscheinlich
in meinem Orgelbauerleben nie wieder vorkommen, direkt im Vatikan arbeiten zu dürfen.
Und das ist auch für uns eine besondere Ehre, das zu machen, und wir hoffen, dass
wir dieser Ehre auch gerecht werden.“
Herr Zeilhuber hat dafür ja noch ein
paar Wochen Zeit, bevor es wieder nach Hause geht. Hauptsache, es klingt am Ende nicht
mehr so schräg.