2006-02-01 15:05:32

Vatikan: Der Orgelflüsterer. Ein Hörstück


RealAudioMP3 Wir kehren zurück in den Vatikan, aber wir entfernen uns ein wenig vom bedeutsamen Geschehen, von Fastenbotschaft, Weltkirche und "Deus caritas est". Wer im Vatikan arbeitet, muss nicht immer wichtig sein, er muss auch einfach mal warten können.

Ein Deutscher im Vatikan – nein, ausnahmsweise ist mal nicht der Papst gemeint. Alfons Zeilhuber schreibt keine Enzykliken, er bringt auch nicht die Ökumene voran. Er ist Chef der Werkstatt Zeilhuber Orgelbau in Altstätten und wartet derzeit die Orgel in der Kirche des Campo Santo auf dem Vatikangelände.

„Das ist so: Wir probieren jetzt aus, ob die Töne ganz gleichmäßig kommen oder ob sie unterschiedliche Lautstärken haben. […] Und das werden wir jetzt alles gleich machen.“

Der Einsatz von Kirchenorgelmusik hat in italienischen Messen nicht den gleichen Stellenwert wie in deutschen. Und während in Deutschland die meisten Orgeln regelmäßig gereinigt und gewartet werden, nimmt man das in Italien anscheinend nicht so genau.

„Die Pflege ist sehr oberflächlich, mal ein bisschen nach der Orgel gucken und wieder gehen.“

Die kleine neobarocke Orgel von der Firma Seiler in Kevelaer mit ihrem etwas grellen Klang wurde in den 70ern im Zuge von Renovierungsarbeiten eingebaut und war seitdem beständig in Gebrauch. Das geht natürlich an die Substanz.

„Wenn jemand auf seinen Schrank schaut, der dreißig Jahre lang nie abgestaubt worden ist, hat er einen ungefähren Eindruck davon, was jetzt in der Orgel alles für Schmutz drin ist. Und das beeinträchtigt natürlich die Pfeifen. Und andererseits wurde dreißig Jahre lang unentwegt darauf gespielt, man kann auch mit dem Auto nicht dreißig Jahre ohne Reparatur und Kundendienst fahren, und das ist jetzt einfach fällig.“

Zeilhuber und sein Mitarbeiter haben die Orgel in ihre Einzelteile zerlegt. Der Bereich gleicht einer Baustelle: Auf einem Tisch liegen kleine Orgelpfeifen aufgereiht, Teile der Verkleidung lehnen an den Wänden und das Innere des Instruments wurde zugänglich gemacht. Die beiden Fachmänner sorgen nun dafür,

„… dass nichts mehr klappert, alles direkt funktioniert, keine Leerreisen mehr da sind, dass man also sozusagen wieder ein kompaktes Spielgefühl bekommt. Dann haben wir Pfeifen reparieren müssen, die etwas eingesunken sind, und jetzt gehen wir langsam dazu über, die klangliche Abstimmung zu machen. Und wir werden auch dieses etwas schrille Klangbild leicht abrunden.“

Die Orgelbauer sind im Collegio Teutonico untergebracht, das wie die Kirche auch an den Friedhof mit den deutschen Kirchengrößen grenzt. Und da es sich zudem um eine deutsche Orgel handelt, lag es nahe, auch eine deutsche Orgelbau-Firma zu engagieren, um das Instrument wieder auf Vordermann zu bringen.

„Das liegt nicht am deutschen Papst.“

Das hätte man ja meinen können. Für Zeilhuber ist es ein Auftrag wie jeder andere – und auch wieder nicht:

„Von der Größe der Orgel und von der Arbeit, die wir hier tun müssen, ist das jetzt nichts Atemberaubendes. Aber der Standort der Orgel, das ist natürlich das Sensationelle an der ganzen Sache. Das wird wahrscheinlich in meinem Orgelbauerleben nie wieder vorkommen, direkt im Vatikan arbeiten zu dürfen. Und das ist auch für uns eine besondere Ehre, das zu machen, und wir hoffen, dass wir dieser Ehre auch gerecht werden.“

Herr Zeilhuber hat dafür ja noch ein paar Wochen Zeit, bevor es wieder nach Hause geht. Hauptsache, es klingt am Ende nicht mehr so schräg.

(rv 01.02.06 skn)







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