Von Dietrich Bonhoeffer
kann man lernen, dass man den christlichen Glauben nur dann versteht, wenn man das
geschwisterliche Verhältnis zum Judentum beachtet. Das glaubt der evangelische Oberkirchenrat
Michael Bünker. Bonhoeffer, der vor 100 Jahren (am 4. Februar 1906) geboren und von
den Nazis am 9. April 1945 hingerichtet wurde, hatte im April 1933 den Aufsatz "Die
Kirche vor der Judenfrage" veröffentlicht. Darin betonte er u.a., dass die Kirche
den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet sei, auch
wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören. Während die meisten evangelischen
"Bekennenden Christen" im wesentlichen nur die Kirchenmitgliedschaft von Christen
jüdischer Herkunft verteidigten, trat Bonhoeffer für das gesamte verfolgte Judentum
ein und verlangte von der Kirche, "dem Rad selbst in die Speichen zu fallen", also
der Staatsgewalt aktiv zu widerstehen.
Wie Bünker weiter betont, hat Bonhoeffer
Theologie und Glaube immer in einer ökumenischen Offenheit und Weite verstanden. So
habe er beispielsweise einmal bekannt, dass er erst während eines Studienaufenthaltes
in Rom erkannte, "was Kirche wirklich bedeutet". (kap 01.02.06 sk)