Die radikal-islamische
Hamas-Organisation hat umgehend die Forderungen des Nahost-Quartetts abgelehnt, die
künftige palästinensische Regierung müsse das Existenzrecht Israels anerkennen und
der Gewalt entsagen. Die Europäische Union, die USA, Russland, die Vereinten Nationen
machen die Fortführung der Finanzhilfen von einem Gewaltverzicht abhängig. Die Hamas
müsse das Existenzrecht Israels und bestehende Vereinbarungen anerkennen, sagte UN-Generalsekretär
Kofi Annan. Politisch klare, aber für die Hamas schwer zu akzeptierende Forderungen,
erklärt Pater Justo Lacunza vom Päpstlichen Islaminstitut: "Man darf nicht vergessen:
Als die Hamas gegründet wurde, im Sommer 1988, sagte der Gründer Scheich Ahmed Hassan
Yassin: 'Der Heilige Krieg gegen die Ungläubigen ist unser Motto, so dass wir eine
islamische Herrschaft aufrichten können.' Wir wissen, dass es sehr sehr schwer sein
wird, für die Hamas, diesen Grundsatz zu verändern. Ein weiterer wichtiger Aspekt:
Die Hamas-Bewegung ist von den Moslembrüdern in Ägypten beeinflusst. Die haben ihre
Bewegung nie innerhalb geographischer Grenzen oder nationaler Grenzen gesehen." Ein
Hamas-Sprecher wieß die Forderungen des Nahost-Quartetts auch entsprechend bildreich
zurück: "Das Quartett hätte ein Ende der (israelischen) Okkupation und Aggression
fordern sollen. Es hätte nicht verlangen sollen, daß die Opfer die Okkupation anerkennen
und mit gefesselten Händen der Aggression zusehen.” Pater Lacunza hofft jedoch auf
Einsicht in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens: "Die islamischen Staaten
wissen sehr gut, dass es keine Chance auf Friedensgespräche gibt, wenn sich die Haltiung
der Hamas nicht ändert. Andererseits erwartet die Automiebehörde der Palästinenser
offensichtlich die jährlichen Hilfsleistungen aus den arabischen Ländern, aus Europa
und den Vereinigten Staaten. Die Mehrheit dieser Geldgeber wird sich nicht dafür hergeben,
den Widerstand gegen den Staat Israel zu unterstützen." Palästinenser-Präsident
Mahmud Abbas plant nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters inzwischen ein
Treffen mit Chaled Meschaal, dem Chef der Hamas. Abbas werde mit Meschaal über die
künftigen Beziehungen zwischen dem Präsidenten und der Regierung sprechen. Der israelische
Sender "Channel 10" berichtete, beide wollten sich in den kommenden zwei Tagen in
Kairo treffen. Die militante Hamas war erstmals bei einer Parlamentswahl angetreten
und hatte sich gegen die Fatah-Bewegung von Abbas durchgesetzt. Sie steht nun vor
der Regierungsübernahme. Hamas-Chef Meschaal lebt in der syrischen Hauptstadt Damaskus. (rv/agenturen
31.01.06 bp)