Naher Osten: Kirche in Not, Konflikt nicht auf Israel-Palästina beschränkt
Während der Wahlsieg der Hamas bei den Wahlen zum Palästineserparlament die politischen
Gemüter weltweit zu Diskussionen hinriss, debattierte man im Vatikan vergangene Woche
über die Situation der Christen im Heiligen Land. Die katholischen Hilfswerke für
die Christen des Orients tagten und die Entwicklung in Israel stand ganz oben auf
der Tagesordnung. Denn, so der Generalsekretär von "Kirche in Not/Ostpriesterhilfe",
die Fronten sind nicht so klar, wie es in den Medien den Eindruck macht. Es gibt nicht
nur Dauerkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern, sondern auch zwischen Christen
und anderen Religionsgruppen wie zum Beispiel den Drusen. Der schlimmste Angriff geschah
vor knapp einem Jahr. Kaum einer bei der Vatikan-Versammlung wusste etwas davon, erklärt
Norbert Neuhaus.
"Tausende von Drusen, junge und alte, ehemalige Soldaten
und aktive Soldaten haben hier ganz massiv das christliche Wohnviertel angegriffen.
2000 der über 4000 Christen sind dann über Nacht geflohen, um sich selber in Sicherheit
zu bringen. Es ist schon interessant, dass der damalige Innenminister von Israel sogar
von einer Kristallnacht gesprochen hat, oder Kristallnacht-ähnlichen Umständen und
Ausschreitungen. Das Zerschlagen und Zerstören der christlichen Häuser ist sicherlich
vergleichbar mit der Kristallnacht. Und trotzdem hat die Polizei nicht eingegriffen."
Das
Problem – scheinbar vor allem für den Staat Israel: Die Christen leisten keinen Militärdienst
für den Staat und das macht ihnen das Leben schwer. Hier unser Hintergrundbericht
zum Konflikt zwischen Christen und Drusen und zur ambivalenten Situation der Christen
im Heiligen Land. (rv
30.01.06 bp)