D: Johannes Rau ist tot - Lehmann: "Der Glaube trug ihn"
Johannes Rau ist tot.
Der frühere Bundespräsident, der vor zehn Tagen 75 geworden war, starb zu Hause, von
seiner Familie umgeben. Johannes Rau - das war immer auch "Bruder Johannes", ein bibelfester,
überzeugter Christ, der sich in der evangelischen Kirche und für die Ökumene engagierte.
Im Gespräch mit Radio Vatikan meinte Rau einmal: (siehe unseren Audio-Beitrag) "Meine
Sorge ist nicht, dass die Kirchen zu stark sind, sondern dass ihre Botschaft zu wenig
gehört wird, vielleicht weil sie auch zu undeutlich ausgeprochen wird. Weil die Kirchen
- da nenne ich nun alle Kirchen - zu sehr versuchen, im Wettbewerb mit anderen Gruppen
zu treten. Je deutlicher die kirchliche Botschaft ist, desto stärker wird sie nach
meiner Überzeugung auch gehört. Sie muss freilich in einer pluralistischen und säkularisierten
Welt anders gesprochen werden als das früher der Fall war. Fragen des sozialen Lebens
sind Fragen des Glaubens und das müsste man meiner Meinung nach auch deutlich machen.
Ich bin nicht für einen Rückzug der Kirchen aus dem politischen Leben, sondern ich
bin der Meinung, dass die Kirchen das Unverwechselbare, das Spezifikum, das Proprium,
aussprechen müssen und nicht die Beliebigkeit der Vorschläge erweitern." Eine
der ersten Reaktionen auf Raus Tod kommt vom Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Karl Lehmann von Mainz. Er schreibt der Witwe des verstorbenen SPD-Politikers:
"Gerade auch die Kirchen verdanken Ihrem Mann, der sich stets klar und deutlich zum
christlichen Glauben bekannt hat, sehr viel. Seine tiefe Überzeugung spiegelte sich
wider in Reden und Gesprächen und er setzte sich entschieden für die Förderung und
den Schutz christlicher Werte ein." Der Kölner Kardinal Joachim Meisner würdigte Johannes
Rau so: "Der Glaube hat ihn auch in schwierigen Zeiten getragen. Nun dürfen wir ihn
in diesem Glauben am Ziel seines irdischen Pilgerweges wissen." Das Zentralkomittee
der deutschen Katholiken schreibt, Rau habe "gezeigt, dass der Ernst und der Anspruch
eines öffentlichen Amtes zugleich mitmenschliche Zuwendung ausstrahlen kann. Dadurch
hat er den Bürgerinnen und Bürger über alle politischen Grenzen hinweg den Sinn und
die Chancen der freiheitlichen Demokratie erkennbar gemacht."