Heute hat der Papst
seine erste Enzyklika veröffentlicht. Kardinal Renato Raffaele Martino und Erzbischof
William Joseph Levada sowie der deutsche Erzbischof Paul Josef Cordes stellten sie
im Pressesaal des Heiligen Stuhls vor. Benedikt XVI. erklärte bereits kürzlich während
einer Generalaudienz im Vatikan den Tausenden von Pilgern und Touristen den Sinn seines
ersten Lehrschreibens "Deus Caritas est", zu deutsch: Gott ist Liebe. Zwar sei es
bei der Redaktion des Textes zu einigen Verzögerungen gekommen, so Papst Ratzinger,
er halte es allerdings für ein Geschenk, dass "der Text genau an dem Tag fertig sein
wird, an dem wir um die Einheit der Christen beten" - nämlich am Festtag der Bekehrung
des hl. Paulus. Im einzelnen sagte der Papst folgendes: "Am 25. Januar wird endlich
meine erste Enzyklika veröffentlicht, mit dem ja schon bekannten Titel Deus Caritas
est, Gott ist Liebe. Es ist kein direkt ökumenisches Thema, aber dieser ökumenische
Rahmen und Hintergrund ist natürlich schon da, denn Gottes und unsere Liebe ist die
Bedingung für die Einheit der Christen, die Bedingung auch für den Frieden in der
Welt. In der Enzyklika würde ich gern den Begriff Liebe in seinen verschiedenen
Dimensionen zeigen. Heute scheint die Liebe, von der man so spricht, sehr weit von
der christlichen Vorstellung der Caritas entfernt. Ich will zeigen, dass es da um
eine einzige Bewegung geht, aber mit verschiedenen Dimensionen. Der Eros, dieses Geschenk
der Liebe zwischen Mann und Frau, kommt aus der gleichen Quelle der Güte des Schöpfers
- wie auch die Möglichkeit der Liebe, die um des anderen will auf sich selbst verzichtet.
Dass der Eros sich in Agape verwandelt, wenn man sich wirklich liebt und einer nicht
mehr nur sich selbst sucht und seine Befriedigung, sondern vor allem das Wohl des
anderen. Dass dieser Eros sich in Caritas verwandelt, auf einem Weg der Läuterung
und Vertiefung, und sich zu einer Familie hin öffnet, auch zur Familie der Gesellschaft,
auch zur Familie der Kirche und der Menschheit.
Und ich will auch zeigen,
dass der so persönliche Akt der Liebe, der von Gott kommt - Gott, der ein einziger
Akt der Liebe ist -, sich auch als kirchlicher Akt zeigen muss. Auch was die Organisation
betrifft. Wenn es wirklich stimmt, dass die Kirche Ausdruck der Liebe Gottes ist,
die er für seine menschliche Kreatur hegt, dann muß es auch stimmen, dass der fundamentale
Akt des Glaubens, der die Kirche schafft und vereint und der die Hoffnung auf ewiges
Leben gibt und auf die Präsenz Gottes in der Welt - dass dieser Akt des Glaubens also
einen kirchlichen Akt begründet. Die Kirche als Kirche, als Gemeinschaft, als Institution
muß lieben, und die so genannte Caritas ist nicht nur eine Organisation wie andere
auch, sondern notwendiger Ausdruck des tiefen Aktes persönlicher Liebe, die Gott in
unser Herz gepflanzt hat und die diesen Akt, der Gott ist, widerspiegelt und uns zum
Abbild Gottes macht. Also - bis der Text fertig war, übersetzt usw., ist etwas
Zeit vergangen. Jetzt schließlich scheint es mir auch ein Zeichen der Vorsehung, dass
genau am Tag, an dem wir um die Einheit der Christen bitten, der Text fertig sein
wird. Ich hoffe, er kann unser christliches Leben erleuchten und ihm helfen." (rv
25.01.06 sk/ab)