Medien haben die Macht, "die gesamte menschliche Gesellschaft zu beeinflussen". Das
hat Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum Welttag der Kommunikationsmittel betont.
Doch "im Interesse der ganzen Menschheit" müsse jede Macht gezügelt werden. Medien
seien ein Netzwerk, so der Papst. Kommunikation, Gemeinschaft und Zusammenarbeit stellt
er in seiner Botschaft an die erste Stelle.
Medien dienen dem Gemeinwohl, und
dazu braucht es "Erziehung, Teilhabe und Dialog". Das betont Benedikt und erinnert
damit an den Medienbegriff seines Vorgängers Johannes Paul II. Die Kernsätze seiner
Botschaft: "Technologische Fortschritte im Medienbereich haben in gewisser Hinsicht
Zeit und Raum erobert und Kommunikation zwischen Menschen auch im Fall grosser Entfernungen
zum selben Zeitpunkt ohne Zeitversetzung unmittelbar möglich gemacht...Die Gewissen
der Menschen zu bilden und ihr Denken formen zu helfen ist niemals eine leichte Aufgabe.
Echte Kommunikation verlangt auf Prinzipien gestützten Mut und Einsatz." Journalisten
sollten stets ermutigt werden, präzise zu berichten, Sachverhalte vollständig zu erläutern
und verschiedene Meinungen fair darstellen. Besonders wichtig sei es, so der Papst
wörtlich, "Ehe und Familienleben hochzuhalten und zu unterstützen, eben weil es zu
den Fundamenten jeder Kultur und Gesellschaft gehört".
Der Welttag der Sozialen
Kommunikationsmittel steht für den 28. Mai im Kalender. Die Botschaft des Papstes
wurde jedoch bereits heute veröffentlicht - am Fest des Journalistenpatrons Franz
von Sales.
(rv 24.01.06 bp)
Hier der Text im Wortlaut:
Die Medien – ein Netzwerk für Kommunikation, Gemeinschaft und Kooperation
Liebe
Brüder und Schwestern!
1. Es ist mir eine Freude, in zeitlicher Nähe zur 40.
Wiederkehr der Abschlusses des II. Vatikanischen Ökumenischen Konzils dessen Dekret
über die Sozialen Kommunikationsmittel „Inter Mirifica“ in Erinnerung rufen
zu dürfen, das in insbesondere die Macht der Medien, die gesamte menschliche Gesellschaft
zu beeinflussen, anerkannt hat. Die Notwendigkeit, jene Macht im Interesse der ganzen
Menschheit zu zügeln, hat mich veranlasst, in dieser meiner ersten Botschaft zum
Welttag der Kommunikationsmittel kurz über die Vorstellung von Medien als einem Netzwerk,
das Kommunikation, Gemeinschaft und Kooperation ermöglicht, zu reflektieren.
Der
Hl. Paulus beschreibt in seinem Brief an die Epheser lebendig unsere menschliche Berufung,
„Anteil an der göttlichen Natur zu haben“ (cf. Dei Verbum, 2): durch Christus
haben wir in einem Geist Zugang zum Vater; daher sind wir nicht länger Fremde und
Fremdartige, sondern mit den Heiligen Bürger und Mitglieder im Hause Gottes, die zu
einem heiligen Tempel heranwachsen, eine Wohnstatt für Gott (cf. Eph 2,
18-22). Dieses grosse Bild eines Lebens in Gemeinschaft erfasst alle Aspekte
unseres Lebens als Christen. Der Aufruf, der Selbstmitteilung Gottes in Christus
treu zu sein, ist in der Tat eine Aufforderung, dessen dynamische Kraft in uns zu
erkennen, die danach strebt, sich nach aussen gegenüber anderen mitzuteilen, so dass
seine Liebe wirklich der vorherrschende Massstab für die Welt werden kann (cf. Predigt
beim Weltjugendtag, Köln, 21. August 2005).
2. Technologische Fortschritte
im Medienbereich haben in gewisser Hinsicht Zeit und Raum erobert und Kommunikation
zwischen Menschen auch im Fall grosser Entfernungen zum selben Zeitpunkt ohne Zeitversetzung
unmittelbar möglich gemacht. Diese Entwicklung stellt ein enormes Potential für den
Dienst am Gemeinwohl dar und ein „Gut, das geschützt und gefördert werden muss“ (cf.
Die schnelle Entwicklung, 10). Wie wir alle wissen, ist unsere Welt jedoch
bei weitem nicht vollkommen. Täglich werden wir daran erinnert, dass Unmittelbarkeit
der Kommunikation nicht notwendig Entwicklung von Zusammenarbeit und Gemeinschaft
in der Gesellschaft heisst.
Die Gewissen der Menschen zu bilden und ihr Denken
formen zu helfen ist niemals eine leichte Aufgabe. Echte Kommunikation verlangt auf
Prinzipien gestützten Mut und Einsatz. Sie erfordert die Entschiedenheit der Medienschaffenden,
nicht unter dem Gewicht der Informationsfülle müde zu werden und sich auch nicht mit
partiellen oder provisorischen Wahrheiten zufrieden zu geben. Im Gegenteil ist es
notwendig, sich um die letzte Begründung und Bedeutung menschlicher, persönlicher
und sozialer Existenz zu bemühen und dies zu verbreiten (cf. Fides et Ratio.
5). Auf diese Weise können die Medien konstruktiv zur Verbreitung all dessen , was
gut und wahr ist, beitragen.
3. Der an die Medien von heute gerichtete Aufruf
zu verantwortlichem Verhalten – Vorkämpfer der Wahrheit und Förderer des Friedens,
der daraus folgt, zu sein – bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Die
verschiedenen Instrumente sozialer Kommunikation ermöglichen zwar den Austausch von
Information, Ideen und gegenseitiges Verstehen, sind aber von Doppeldeutigkeiten betroffen.
Neben dem Begriff eines „grossen runden Tisches“ zum Dialog verursachen gewisse Tendenzen
in den Medien eine Art Monokultur, die kreatives Talent dämpft, die Subtilität komplexen
Denkens reduziert und die Besonderheit kultureller Verhaltensweisen und religiösen
Glaubens unterbewertet. Dies sind Verzerrungen, die sich ergeben, wenn die Medien-Industrie
zum Selbstzweck wird oder nur gewinnorientiert arbeitet und den Sinn für die Verantwortlichkeit
gegenüber dem Gemeinwohl verliert.
Weiter bedarf es immer steter Ermutigung
zu präziser Berichterstattung über Ereignisse, vollständige Erläuterung von Sachverhalten
und Vorgängen öffentlichen Interesses sowie fairer Darstellung verschiedener Auffassungen
und Gesichtspunkte. Von besonderer Wichtigkeit ist es, Ehe und Familienleben hochzuhalten
und zu unterstützen, eben weil es zu den Fundamenten jeder Kultur und Gesellschaft
gehört (cf. Apostolicam Actuositatem, 11). In Zusammenarbeit mit den Eltern
können die Medien und die Unterhaltungsindustrie in der schwierigen, aber hohe Erfüllung
vermittelnden Aufgabe, Kinder zu erziehen, dadurch behilflich sein, dass sie aufbauende
Beispiele für Leben und Liebe der Menschen darstellen (cf. Inter Mirifica, 11).
Wie entmutigend und destruktiv ist es für uns alle, wenn das Gegenteil geschieht.
Schmerzt nicht unser Herz in ganz besonderer Weise, wenn unsere jungen Menschen dem
Einfluss von entwürdigenden oder falschen Ausdrucksformen von Liebe ausgesetzt sind,
die die gottgegebene Würde jedes Menschen lächerlich machen und die Anliegen der Familien
unterminieren?
4. Um zu einer konstruktive Rolle und einer positiven Wahrnehmung
der Medien in der Gesellschaft zu ermutigen, möchte ich erneut auf die Wichtigkeit
von drei Schritten hinweisen, die mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II.
beschrieben hat und die notwendig sind für den Dienst der Medien am Gemeinwohl: Erziehung,
Teilhabe und Dialog (cf. Die schnelle Entwicklung, 11).
Erziehung zum
verantwortungsvollen und kritischen Gebrauch der Medien hilft den Menschen, sie intelligent
und angemessen zu nutzen. Die tiefe Wirkung auf den Sinn neuer Worte und Bilder, die
besonders die elektronischen Medien so leicht in die Gesellschaft einführen, kann
nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eben weil zeitgenössische Medien die Kultur
der Menschen prägen, müssen sie ihrerseits jeder Versuchung zur Manipulation, vor
allem der Jugend, widerstehen und stattdessen dem Anliegen folgen, zu erziehen und
zu dienen. Auf diese Weise beschädigen sie nicht, sondern schützen das soziale Gewebe
einer zivilen Gesellschaft, die des Menschen als einer Person würdig ist.
Teilhabe
an den Medien entsteht aus ihrer Natur als einem Gut, das für alle Menschen bestimmt
ist. Als eine öffentliche Dienstleistung erfordert soziale Kommunikation einen Geist
der Zusammenarbeit und Mitverantwortung zusammen mit strenger Verantwortlichkeit im
Gebrauch öffentlicher Ressourcen und der Wahrnehmung einer öffentlichen Treuhänderrolle
(cf. Ethik in der Sozialen Kommunikation, 20) einschliesslich des Rückgriffs
auf Regelungen und andere Massnahmen oder Strukturen, die dazu dienen, dieses Ziel
zu verwirklichen.
Drittens, schliesslich, bieten die Förderung des Dialogs
durch den Austausch im Lernen, der Ausdruck von Solidarität und der Einsatz für den
Frieden eine grosse Gelegenheit für die Massenmedien, die erkannt und wahrgenommen
werden muss. Auf diese Weise werden sie einflussreiche und geschätzte Ressourcen zur
Entwicklung der Zivilisation der Liebe, wonach sich alle Völker sehnen.
Ich
bin zuversichtlich, dass ernsthafte Bemühungen zur Realisierung dieser drei Schritte
den Medien helfen werden, sich richtig zu entwickeln als ein Netzwerk von Kommunikation,
Gemeinschaft und Zusammenarbeit sowie dabei Männern, Frauen und Kindern behilflich
sind, sich der Würde des Menschen stärker bewusst zu werden, verantwortungsvoller
und offener gegenüber anderen, besonders gegenüber den Bedürftigsten und schwächsten
Mitgliedern der Gesellschaft (cf. Redemptor Hominis, 15; Ethik in der Sozialen
Kommunikation, 4).
Abschliessend komme ich zurück auf die ermutigenden
Worte des Hl. Paulus: Christus ist unser Friede. In ihm sind wir eins (cf. Eph
2, 14). Lasst uns zusammen die trennenden Mauern der Feindschaft niederlegen und aufbauen
die Gemeinschaft der Liebe nach dem Plan des Schöpfers, der uns durch seinen Sohn
bekannt gemacht wurde!
Aus dem Vatikan, 24. Januar 2006, Fest des Hl. Franz
von Sales