Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger verteidigt den umstrittenen
Fragebogen seines Innenministers, mit dem bei Einbürgerungsverfahren die rechtsstaatliche
Gesinnung der Kandidaten überprüft werden soll, auch gegen Kritik aus der Kirche.
Bei seinen Gesprächen im Vatikan fragte Kardinal Walter Kasper, der Präsident des
Päpstlichen Einheitsrats, den CDU-Politiker nach dem umstrittenen Fragebogen. „Wir
sind der Überzeugung, dass der, der Deutscher werden will und darf, nicht nur durch
Unterschrift oder durch eine einseitige Behauptung, sondern durch nachprüfbare eigene
Positionen zu verschiedenen Themenkreisen seine innerliche Übereinstimmung mit unseren
Werten und unserem Grundgesetz nachweisen soll. Dem dient der Fragebogen. Wer die
Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Menschenwürde, den Rechtsstaat, die Demokratie
akzeptiert, hat keine Probleme. Aber wir sind nicht bereit, dass Menschen, die ideologisch
unsere Verfassung ablehnen, pro Forma deutsche Bürger werden sollen und damit alle
Rechte haben.“ Das baden-württembergische Innenministerium hat derweil Berichte
über angeblich geänderte Anwendungsvorschriften zum umstrittenen Einbürgerungs-Leitfaden
dementiert. Weder am Gesprächsleitfaden noch an den Vorgaben für dessen Anwendung
habe sich etwas geändert, teilte das Innenministerium mit. Ein am Dienstag an die
44 Ausländerbehörden im Land verschicktes Schreiben sei fälschlicherweise als Abmilderung
interpretiert worden.