Die Gebetwoche zur Einheit der Christen – alljährlich wird sie vom 18. bis zum 25.
Januar gefeiert. Seit 1908. Zumindest auf der nördlichen Erdhalbkugel. Südlich des
Äquators gibt es andere Termine, meist rund um das Pfingstfest. Das Thema in
diesem Jahr – "Versöhnung und Gemeinschaft in Christus“. Die Textentwürfe kommen zum
dritten Mal aus Irland. Die Christen dort wissen genau wovon sie sprechen, sagt auch
Matthias Türk vom Päpstlichen Einheitsrat.
"Die Christen in Irland verbinden
mit ihrer langen Geschichte den Reichtum und die ausstrahlende Kraft geistlicher Bewegungen
und Aufbrüche. Zugleich haben sie erlebt, wie Spaltungen und Feindseligkeiten das
Zusammenleben erschüttert und Wunden und Leid verursacht haben. Seit einigen Jahren
gibt es Hoffnung auf Versöhnung und Frieden in Nordirland. Auch wenn dieser Friede
immer noch zerbrechlich ist."
Die Kirchen müssten gemeinsam Anwalt für
Frieden und Neuanfang sein. Versöhnung und Gemeinschaft – Stichworte, die auch auf
weltkirchlicher Ökumene-Ebene von Bedeutung sind. Kardinal Walter Kasper, Präsident
des Päpstlichen Einheitsrates wird da ganz konkret. Das schönste, besser das beeindruckendste
Versöhnungs-Erlebnis nach Jahrzehnten ökumenischer Arbeit:
"Anlässlich des
Todes und der Trauerfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. Das war das allererste
Mal in der langen Geschichte der Kirche, dass fast alle Kirchen gegenwärtig waren
bei den Trauerfeierlichkeien für einen Papst und auch mit ganz hohem Respekt auch
von dem verstorbenen Papst gesprochen haben. Ich habe es dann erlebt in Köln bei der
Begegnung mit den orthodoxen wie mit den katholischen Christen."
Doch auch
der Zweite Teil des Mottos ist zu beachten – Versöhung – das gibt Walter Kasper zu.
Die ist in vielen Bereichen noch notwendig, meint der Chef-Ökumeniker des Vatikans:
"Wir
haben noch immer Vorurteile aufzuarbeiten, die gibt es nach wie vor. Versöhnung ist
natürlich auch in Glaubensfragen notwendig, etwa mit den Evangelischen, da steht nach
wie vor die Frage: Was ist überhaupt Kirche, was meint Einheit der Kirche, was ist
notwendig für die Einheit der Kirche? Da stellt sich die Amtsfrage, da stellt sich
in diesem Zusammenhang natürlich auch die Frage der Eucharistie beziehungsweise der
Abendmahlsgemeinschaft. Da sind noch Schritte notwendig, die wir aufeinander zu tun
müssen."
Aber bitte nicht mit einer rosaroten ökumenischen Brille:
"Nicht
mit einer Schummelei, wie man sagt, sondern ehrlich und sauber. Aber es sind noch
wichtige Schritte notwendig, und da ist Versöhnung notwendig. Sie muss sein, aber
nicht nur auf der höchsten Ebene. Es ist auch noch sehr viel zu tun auf der Ebene
der Pfarreien und des normalen christlichen Lebens. Wir brauchen auch die Ökumene
des Lebens, die Ökumene des Alltags."