Unter starkem Polizeischutz ist der Papst-Attentäter Ali Agca am Vormittag in Istanbul
aus der Haftentlassen worden. Er verbüßte zuletzt eine Haftstrafe, zu der er in der
Türkei verurteilt worden war. Agca wurde unter massiven Sicherheitsvorkehrungen von
Polizisten aus dem Gefängnis eskortiert. Davor hatten sich mehrere Hundert Nationalisten
versammelt hatten, für die er als Held gilt. Agca wolle gerne Papst Benedikt XVI.
treffen, zitierte eine türkische Zeitung vor wenigen Tagen den Bruder des Papst-Attentäters.
Wenn der Papst seinem Bruder eine Audienz gewähre, sei dieser bereit, nach Italien
zu reisen. Ansonsten könne ein Treffen der beiden auch im Rahmen des für Oktober diesen
Jahres vorgesehenen Türkeibesuchs von Benedikt XVI. arrangiert werden. Ali Agca
hatte vor fast 25 Jahren - am 13. Mai 1981 - auf dem Petersplatz in Rom auf Papst
Johannes Paul II. geschossen und ihn schwer verletzt. Nach knapp 20 Jahren Haft hatte
ihn der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi im Jubiläumsjahr 2000 begnadigt.
Der Papst hatte ihm schon vorher verziehen. Die Hintergründe des Anschlags sind
bis heute nicht geklärt. Agca selbst hatte über die Jahre hinweg mehrere, sich widersprechende
Gründe für die Tat angegeben. Weil der Pole Johannes Paul II. mit der Gewerkschaft
Solidarnosc eine Bewegung für mehr Demokratie im Ostblock unterstützte, wurden die
Geheimdienste der Sowjetunion und ihres Verbündeten Bulgarien eines Komplotts verdächtigt.