Die Kirchen sind in den deutschen Medien unterrepräsentiert. Das stellt das Forschungsinstitut
„Media Tenor“ aus Bonn fest. Es hat die Erwähnung gesellschaftlicher Organisationen
in Presse und Fernsehen in den letzten drei Jahren ausgewertet. Danach beträgt der
durchschnittliche Kirchenanteil an der Berichterstattung zwischen drei und sechs Prozent,
obwohl die beiden großen Kirchen mehr als 60 Prozent der Bevölkerung vertreten. „Die
Mehrzahl der Christen in Deutschland dürfte sich in ihren Informationsbedürfnissen
nicht wahrgenommen fühlen“, so das Institut. Selbst der Tod von Papst Johannes Paul
II., die Wahl seines Nachfolgers Benedikt XVI. und dessen Auftritt beim Weltjugendtag
in Köln hätten keine anhaltende Mediendiskussion über die Aktivitäten der Kirchen
bewirkt. Auch die von den Kirchen vermittelten Werte seien für die Medien weitgehend
uninteressant. Mitverantwortlich für die geringe Medienpräsenz seien auch die
kirchlichen Pressestellen, heißt es in dem Institutsbericht. Sie ließen sich die Nicht-Berichterstattung
gefallen und erleichterten es damit Kirchenkritikern, ihr Kirchenbild zu verbreiten.
"Media Tenor" rät den Kirchen, sich stärker an der Debatte über Kriterien für die
Nachrichtenauswahl zu beteiligen. Nur so könnten sie ihr Ringen um alte und neue Werte
deutlich machen und sich als alternatives Modell für das Zusammenleben im Zeitalter
des globalen Wettbewerbs darstellen. (idea 11.01.06 sk)