Staatspräsident Hosni Mubarak hat zum ersten Mal einem koptischen Christen ein bedeutendes
politisches Amt übertragen. Er machte den koptisch-orthodoxen Polizeigeneral Magdi
Ayoub Iskanda zum Verantwortlichen der Provinz Qena in Oberägypten - wir berichteten
gestern darüber. Die Gesellschaft für bedrohte Völker sieht in dieser Ernennung eine
bedeutende Geste. Freilich wird sich damit allein die Lage der Christen in Ägypten
nicht zum besseren wenden, so Ulrich Delius, Afrika- und Asienreferent der Göttinger
Gesellschaft.
„Momentan sehen wir keine Perspektiven, dass Mubarak seine Politik
ändern würde. Was er ändern müsste ist, die Anordnung an die Verwaltung, was den Bau
oder die Reparatur von Kirchen angeht. Das müsste eben alles liberalisiert und teils
abgeschafft werden dort, wo es momentan strenge Auflagen für Kopten gibt.“
Auf
diese einschränkenden Gesetze reagieren nach Jahrzehnten der Ungleichbehandlung vor
allem die jüngeren Kopten allergisch, so Delius. Sie würden von ihren religiösen Führern
verlangen, aktiver zu sein und nicht alles hinzunehmen. Diese allerdings verharren
in ihren Nischen. Eine Gefahr für die Zukunft, glaubt Delius:
„Viele denken
also, wir haben keine Zukunft in Ägypten, und es bleibt ihnen im Prinzip nur der Exodus,
die Auswanderung nach Amerika, Kanada, Australien. Das würde letztendlich die gesamte
christliche Kultur in Ägypten zum Ausbluten bringen. Und das ist die große Befürchtung
– dass gerade jetzt viele jüngere Leute die Hoffung aufgeben und das Land verlassen.“ (rv
05.01.2006 ab)