2006-01-05 15:13:28

Ägypten: Ein Kopte macht noch keinen Frühling


Staatspräsident Hosni Mubarak hat zum ersten Mal einem koptischen Christen ein bedeutendes politisches Amt übertragen. Er machte den koptisch-orthodoxen Polizeigeneral Magdi Ayoub Iskanda zum Verantwortlichen der Provinz Qena in Oberägypten - wir berichteten gestern darüber. Die Gesellschaft für bedrohte Völker sieht in dieser Ernennung eine bedeutende Geste. Freilich wird sich damit allein die Lage der Christen in Ägypten nicht zum besseren wenden, so Ulrich Delius, Afrika- und Asienreferent der Göttinger Gesellschaft.

„Momentan sehen wir keine Perspektiven, dass Mubarak seine Politik ändern würde. Was er ändern müsste ist, die Anordnung an die Verwaltung, was den Bau oder die Reparatur von Kirchen angeht. Das müsste eben alles liberalisiert und teils abgeschafft werden dort, wo es momentan strenge Auflagen für Kopten gibt.“

Auf diese einschränkenden Gesetze reagieren nach Jahrzehnten der Ungleichbehandlung vor allem die jüngeren Kopten allergisch, so Delius. Sie würden von ihren religiösen Führern verlangen, aktiver zu sein und nicht alles hinzunehmen. Diese allerdings verharren in ihren Nischen. Eine Gefahr für die Zukunft, glaubt Delius:

„Viele denken also, wir haben keine Zukunft in Ägypten, und es bleibt ihnen im Prinzip nur der Exodus, die Auswanderung nach Amerika, Kanada, Australien. Das würde letztendlich die gesamte christliche Kultur in Ägypten zum Ausbluten bringen. Und das ist die große Befürchtung – dass gerade jetzt viele jüngere Leute die Hoffung aufgeben und das Land verlassen.“
(rv 05.01.2006 ab)







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