Im zu Ende gehenden Jahr sind weltweit deutlich mehr katholische Missionare und Ordensleute
ermordet worden als 2004. Nach der Statistik des vatikanischen Missionspressedienstes
«Fides» wurden in diesem Jahr 26 kirchliche Mitarbeiter getötet. Im Jahr zuvor waren
es 15 Morde gewesen. 2005 war ein Jahr des Martyriums, resümiert Kardinal Crescenzio
Sepe. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker sagt, das Martyrium
sei in gewissem Sinne Teil der Sendung der Kirche:
"In rund 2000 Jahren
Kirchengeschichte gab es kein Jahr, in dem die Kirche nicht solche in ihr Martyrologium
hat einschreiben können, die ihr Leben hingegeben haben. Natürlich gibt es für diese
Situation viele Gründe. Im Jahr 2005 mussten wir leider im Vergleich zum Vorjahr fast
eine Verdopplung registrieren. 26 sind es, Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien.
Es waren Missionare ad gentes, also Leute, die aufgebrochen sind, um Christus bei
den Brüdern zu bezeugen, die ihn noch nicht kennen - und es sind auch Leute von vor
Ort, die aus den verschiedensten Gründen für ihre Identität als Katholiken, als Priester
oder Ordensleute sterben mussten." Wer in die Mission geht, sei sich aber sehr
wohl bewusst, dass er eine schwierige und gefährliche Aufgabe übernimmt. Und dennoch,
so unterstreicht Kardinal Sepe, legten viele Missionare eine besondere Fröhlichkeit
und Unbekümmertheit an den Tag: "Das ist ein Charakteristikum des Missionars.
Die Erkenntnis und das Bewusstsein, das eigene Zeugnis für die Brüder zu leben, bringt
sie zu jener Fröhlichkeit des Geistes, lässt sie die dramatischen Stunden irgendwie
so ähnlich leben wie der heilige Stephanus: mit einem fröhlichen Gesicht gerade in
dem Moment, in dem sie ihr Leben hingeben. Da gibt es ein Beispiel aus dem vergangenen
Jahr: Ein Missionar hatte einen Unfall mit einem kleinen Mädchen und blieb an der
Unfallstelle, obwohl ihm alle rieten, wegzugehen; schließlich wusste man ja, wie die
Leute reagieren würden. Der Mut, mit dem er dann seinen Angreifern entgegen trat,
das Lächeln und das vergebende Wort auf seinen Lippen, während er getötet wurde, sind
genau jene besonderen Merkmale des Zeugen, des Märtyrers, der bis zum Ende sein Leben
für den Herrn und die Brüder mit Freude hingibt." Die Schweizer Ordensfrau,
die erst am Mittwoch in Südafrika von einem Räuber erschossen worden war, taucht in
der Statistik noch nicht auf.