"Kaspar, Melchior und Balthasar..." Jawohl! Denn seit gestern ist es wieder soweit:
Die 48. Sternsinger-Aktion wurde gestern im sächsischen Görlitz für ganz Deutschland
eröffnet. In der Sankt-Jakobusbasilika sandte der Görlitzer Bischof Rudolf Müller
mehr als 500 Jungen und Mädchen stellvertretend für eine halbe Million Kinder bundesweit
feierlich zum Dreikönigssingen aus. In den kommenden Tagen ziehen sie als Heilige
Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus, um die Geburt Jesu zu verkünden und für Kinder
in Not weltweit zu sammeln. Veranstalter der Aktion sind das Kindermissionswerk "Die
Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Beim Dreikönigssingen
zum Jahreswechsel 2006 steht das Thema Kinderarbeit im Mittelpunkt. Beispielland ist
Peru. Das deutsch-peruanische Motto lautet: "Kinder schaffen was - Los ninos lo pueden
lograr", erklärt Winfried Pilz, Präsident des Kindermissionswerks und damit sozusagen
Obersternsinger: "In diesem Jahr haben wir den Focus auf das Thema 'Kinderarbeit'
eingestellt. Wir meinen damit natürlich ausbeutende Kinderarbeit, die zu bekämpfen
wir mithelfen möchten. Wir möchten aber aber auch deutlich machen, dass da, wo Kinder
aktiv werden, sie selber auch zeigen können, wer sie sind." Das Thema Kinderarbeit
ist ein sehr kontroverses; nicht immer wird sie nämlich nur als ausbeuterisch gesehen,
sondern durchaus hin und wieder auch als ein Hilfsmittel gegen die Armut. Winfried
Pilz ist sich dessen durchaus bewusst: "Wir könnten dieser Frage standhalten,
dass es einfach unrealistisch wäre, das nicht differenziert anzusehen. Uns geht es
schon darum, beide Enden einer Starre sozusagen zu verdeutlichen: die kategorisch
abzulehnende Kinderarbeit, die man auch Ausbeutung nennen muss, ja fast Versklavung
nennen muss. Das ist ja letztlich Sklavenarbeit. Und dann aber auch den Aspekt der
Arbeit, der ja auch im Deutschen drinsteckt: Also das Arbeitenkönnen, das 'was Schaffen',
da steckt ja auch etwas von theologisch 'Erschaffen' drin, etwas Schöpferisches, auf
Lateinisch würden wir sagen: etwas Kreatives. Da wollen Kinder auch schon in frühem
Alter einbezogen werden, anerkannt werden. Die wollen 'was machen' - und da soll dann
hinterher auch etwas sichtbar werden, da sind sie stolz darauf und sind auch akzeptiert
und anerkannt. Das ist die andere Seite des 'labora', wie die alten Mönche gesagt
haben." Die Eröffnungfeier in Görlitz war von vielen Aktionen begleitet. Die
kleinen Könige zogen gemeinsam - angeführt von Sternsingern auf zwei Kamelen und einem
Pferd ins Görlitzer Theater, wo sie dannmit Begeisterung die Aufführung des Kindermusicals
„Max und Maya in Lateinamerika“ bewunderten. Gemeinsam bastelten sie einen Stern,
der dann auf der Brücke über die Neiße, die Deutschland und Polen, aber auch Görlitz
und sein polnisches Pendant Zgorzelec verbindet, zusammengesetzt wurde. (pm/rv
29. 12. 05 lw)