In Mailand beginnt morgen das erste Europäische Taizé-Jugendtreffen nach der Ermordung
von Frère Roger Schutz. Schutz, der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé,
war im August von einer offenbar geistig verwirrten Frau ermordet worden. In Mailand
werden zu dem Jugendtreffen, das bis zum 1. Januar dauert, rund 50.000 Teilnehmer
aus 42 Ländern erwartet. Unter ihnen werden etwa 2.000 Jugendliche aus dem deutschen
Sprachraum sein. Die Schwerpunkt-Themen des 28. Europäischen Jugendtreffens sind diesmal
Solidarität, Globalisierung und das Verhältnis zu Moslems. Dass Frère Roger nicht
mehr dabei ist, merkt man schon, sagt Frère Wolfgang, einer der deutschen Brüder in
der Gemeinschaft. "Weil uns vieles
an ihn erinnert. Es ist ja immer so, wenn einer in die Ewigkeit Gottes gegangen ist,
dass man oft bei ganz kleinen Dingen sich an ihn erinnert - vielleicht sogar mehr
als bei den großen... Wenn wir jetzt hier in Mailand sind und uns treffen, dann denken
wir schon daran, wie schön es immer war, mit Frère Roger zusammenzusitzen, der immer
ganz präsent war für die Jugendlichen, für das Treffen, der aber immer auch zugleich
ganz anders war. Er hat uns so viel geholfen, die Dinge sehr weit zu sehen; sehr tief
verwurzelt im Glauben, aber zugleich sehr weit. Diese Weite verkörpert nun in einem
gewissen Sinn jeder Bruder, wenn wir zusammen sitzen. Was uns sehr gefreut hat, war,
dass Frère Alois, der die Aufgabe von Frère Roger übernommen hat, im Vorfeld nach
Istanbul fahren und dort Patriarch Bartholomaios I. treffen konnte. Es ist für uns
wichtig, jetzt nicht nur die Welt von Mailand aus zu sehen, oder vielleicht gar Mailand
als die Welt anzusehen. Wir müssen vielmehr auch an ganz andere Dinge denken." Ein
Erbe von Frère Roger ist, wenn man so will, bei dem Treffen mit dabei, nämlich sein
Brief, den er noch im Sommer zu schreiben begonnen hatte: "Das sind Stücke,
die er zusammengestellt hat. Wir haben sie nur noch in eine Reihenfolge gebracht.
Er hat Textteile ausgesucht, die da hinein sollten und auch daran gearbeitet. Wir
haben das dann einfach so belassen, wie er es geschrieben hat. Wir haben es nur noch
angeordnet - und ein paar erklärende Fußnoten dazugefügt." (rv 27. 12. 05 lw)