2005-12-23 10:43:50

Mazedonien: Religionsfreiheit mangelhaft?


Die Balkanrepublik Mazedonien ist nun von der EU als Beitrittskandidatin anerkannt. Sofort werden aber in Skopje Stimmen laut, die sich darüber beklagen, dass der Staat in Sachen Religionsfreiheit ganz und gar nicht den europäisch en Standards entspricht. Die Mazedonische Orthodoxe Kirche hält an ihrem Selbstverständnis als exklusive Trägerin des nationalen Bewusstseins aller slawischen Mazedonier fest. Als überprivilegierte Religionsgemeinschaft darf sie sich staatlicher Organe wie vor allem der Polizei bedienen, um ihre „Konkurrenten“ zu diskriminieren oder völlig auszuschalten. Die katholische Kirche wird dabei noch schonend behandelt. Die etwa 60 000 römischen Katholiken profitieren von den guten Beziehungen zwischen Skopje und dem Vatikan sowie vor allem vom Mutter-Teresa-Effekt: Die Wundertäterin der Nächstenliebe wurde ja in Skopje geboren. – Und die rund 30 000 Ostkatholiken des byzantinisch-slawischen Ritus teilen mit den
Orthodoxen Liturgie, Kirchensprache und religiöses Brauchtum und werden daher nicht als Fremdkörper empfunden. Hingegen beschweren sich Mazedoniens Protestanten über verschiedene Schikanen und ein inzwischen totales Verbot des Neubaus oder auch nur des Ausbaus von Kirchen und Gemeindezentren. Sie können nur mehr in Privathäuser ausweichen. Nicht einmal in Privathäusern sind jene Orthodoxen sicher, die lieber wieder dem serbischen Patriarchen statt der mazedonischen Nationalkirche unterstellt sein wollen. Sie werden polizeilich verfolgt, ungestraft überfallen und misshandelt. Ihr Erzbischof Jovan sitzt schon seit letztem Sommer in Sträflingskleidung und kahlgeschoren wie ein Krimineller im Gefängnis von Skopje.
(rv 23.12.05 hr)







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