Die Balkanrepublik Mazedonien ist nun von der EU als Beitrittskandidatin anerkannt.
Sofort werden aber in Skopje Stimmen laut, die sich darüber beklagen, dass der Staat
in Sachen Religionsfreiheit ganz und gar nicht den europäisch en Standards entspricht.
Die Mazedonische Orthodoxe Kirche hält an ihrem Selbstverständnis als exklusive Trägerin
des nationalen Bewusstseins aller slawischen Mazedonier fest. Als überprivilegierte
Religionsgemeinschaft darf sie sich staatlicher Organe wie vor allem der Polizei bedienen,
um ihre „Konkurrenten“ zu diskriminieren oder völlig auszuschalten. Die katholische
Kirche wird dabei noch schonend behandelt. Die etwa 60 000 römischen Katholiken profitieren
von den guten Beziehungen zwischen Skopje und dem Vatikan sowie vor allem vom Mutter-Teresa-Effekt:
Die Wundertäterin der Nächstenliebe wurde ja in Skopje geboren. – Und die rund 30
000 Ostkatholiken des byzantinisch-slawischen Ritus teilen mit den Orthodoxen
Liturgie, Kirchensprache und religiöses Brauchtum und werden daher nicht als Fremdkörper
empfunden. Hingegen beschweren sich Mazedoniens Protestanten über verschiedene Schikanen
und ein inzwischen totales Verbot des Neubaus oder auch nur des Ausbaus von Kirchen
und Gemeindezentren. Sie können nur mehr in Privathäuser ausweichen. Nicht einmal
in Privathäusern sind jene Orthodoxen sicher, die lieber wieder dem serbischen Patriarchen
statt der mazedonischen Nationalkirche unterstellt sein wollen. Sie werden polizeilich
verfolgt, ungestraft überfallen und misshandelt. Ihr Erzbischof Jovan sitzt schon
seit letztem Sommer in Sträflingskleidung und kahlgeschoren wie ein Krimineller im
Gefängnis von Skopje. (rv 23.12.05 hr)