"Wir haben dieses Jahr große Ereignisse erlebt. Ich denke vor allem an den Tod unseres
geliebten Heiligen Vaters Johannes Paul. Kein Papst hat uns so viele Texte hinterlassen
wie er; keiner hat sowie er die ganze Welt besuchen und direkt mit Menschen in allen
Kontinenten sprechen können. Aber am Schluß hat er einen Weg des Leidens und des Schweigens
angetreten. Es bleibt uns unvergeßlich, wie er am letzten Palmsonntag mit einem Palmzweig
in der Hand am Fenster stand und, von Schmerz gezeichnet, seinen Segen gab. Er hat
uns in Wort und Werk Großes gegeben; aber er hat uns vom Lehrstuhl des Leidens und
des Schweigens aus auch eine wichtige Lektion erteilt. Einer der wichtigsten Punkte
seines Denkens war der, dass es eine Barriere gegen das Böse gibt, nämlich die göttliche
Barmherzigkeit. Jesu Leiden am Kreuzen hat die Macht des Bösen definitiv gebrochen
- das ist nicht einfach nur eine theologische Lehre, sondern Ausdruck eines gelebten
Glaubens, gereift im Leiden. Die weltweite Reaktion auf den Tod des Papstes war ein
bewegendes Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass er sich völlig Gott für die Welt hingegeben
hatte; dafür, dass er in einer Welt voll Haß und Gewalt gezeigt hat, wie man für die
anderen liebt und leidet." (aus der heutigen Weihnachtsansprache an die römische
Kurie)