2005-12-21 14:03:33

Deutschland: Wetter zieht Bilanz


Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter hat an die Wirtschaft appelliert, die Würde des Menschen ernst zu nehmen. Wenn Frauen und Männer ihren Arbeitsplatz verlören, weil die
Firma die Produkte in anderen Ländern billiger herstelle könne, sei bei den betroffenen Arbeitnehmern kaum Einsicht und Verständnis zu erwarten, sagte der Erzbischof heute im
Münchner Presseclub, ohne die geplanten Entlassungen bei der AEG in Nürnberg direkt zu nennen. Wetter machte angesichts der Rätereform im Bistum Regensburg auch deutlich, dass ähnliche Schritte im Erzbistum München und Freising nicht geplant sind. Es seien bisher keine "begründeten Zweifel an den Satzungen und der Struktur der Räte vorgelegt" worden. Auch das jüngste Schreiben der Kleruskongregation an den Bischof von Regensburg bestätige ausdrücklich, dass es in der Ausformung der Satzungen und Strukturen der Katholikenräte viele legitime Varianten gibt, so der Kardinal:
"Die Notwendigkeit und Bedeutung der Mitarbeit der Laien in der Form, in der
sie jetzt in der Erzdiözese München und Freising und auch in anderen deutschen
Bistümern existieren und gute Arbeit leisten, stehen außer Zweifel. Sie sind in
der weltweiten Kirche, mit den Worten der Kleruskongregation, e i n e Form
unter vielen legitimen Varianten, „innerhalb derer die Möglichkeit besteht, den
Bereich der Zusammenarbeit zwischen Laien und geistlichen Amtsträgern auf
eine für die Kirche segensreiche Art und Weise regeln“.
Ich kann diese Feststellung der Kongregation nur bestätigen. Denn ich habe in
den 23 Jahren meiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising und
auch in den 14 Jahren zuvor als Bischof von Speyer immer ein positives
Verhältnis zu den ehrenamtlich tätigen Katholikenräten gesucht und gepflegt."
Der Kardinal sprach auch das viel diskutierte Thema Zwangsprostitution während der Fußballweltmeisterschaft 2006 an. Nach "Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden" drohe aus Anlass des sportlichen Großereignisses eine Flut von Prostituierten vor allem aus Osteuropa. Schon jetzt werde organisiert, wie diese Prostituierten in die Austragungsorte der Weltmeisterschaft eingeschleust werden könnten. Das sei ein deutlicher Hinweis
auf Menschenhandel und Zwangsprostitution.
"Ich bin von verschiedenen Frauenverbänden, so vom Bayerischen
Landesverband des Katholischen Deutschen Frauenbundes, der fast 200.000
Frauen als Mitglieder zählt, ebenso aber auch vom Bundesverband des
Deutschen Frauenrings und anderen Gruppierungen dazu aufgefordert worden,
Gewalt gegen Frauen, insbesondere in der Form der Zwangsprostitution
während der Fußball-Weltmeisterschaft, deutlich zu verurteilen und die
zuständigen Verantwortlichen der Politik aufzufordern, die im Sinne der
Menschenwürde erforderlichen Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Ich kann mich dem Katholischen Deutschen Frauenbund voll inhaltlich
anschließen und fordere ebenso: In Bayern soll der Staat in Vernetzung mit
Städten, Kommunen und dem Organisationskomitee der Weltmeisterschaft alles
tun, damit der Förderung der Prostitution als lukrativer Geschäftszweig mit oft
kriminellen und menschenverachtenden Tatbeständen ein Riegel vorgeschoben
wird. Der menschenverachtende Umgang mit Frauen im Rahmen der Fußball-
Weltmeisterschaft darf weder toleriert, noch gar unterstützt werden."
Der Kardinal blickte auch auf den Weltjugendtag zurück - und vor allem auch auf den Tod Johannes Pauls II. und die Wahl von Papst Benedikt XVI.:
"Er kommt aus unserer Erzdiözese, in der er groß
geworden ist, in der er zum Priester geweiht wurde und in der er seine
Lehrtätigkeit begonnen hat. In der Münchner Frauenkirche wurde er 1977 zum
Bischof geweiht und leitete als Oberhirte das Erzbistum bis 1982. Es erfüllt uns
mit Freude und Stolz, dass einer aus unserer Mitte in das Petrusamt gewählt
wurde und nun die Kirche leitet."
(rv 21. 12. 05 lw)







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