Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter hat an die Wirtschaft appelliert, die Würde
des Menschen ernst zu nehmen. Wenn Frauen und Männer ihren Arbeitsplatz verlören,
weil die Firma die Produkte in anderen Ländern billiger herstelle könne, sei bei
den betroffenen Arbeitnehmern kaum Einsicht und Verständnis zu erwarten, sagte der
Erzbischof heute im Münchner Presseclub, ohne die geplanten Entlassungen bei der
AEG in Nürnberg direkt zu nennen. Wetter machte angesichts der Rätereform im Bistum
Regensburg auch deutlich, dass ähnliche Schritte im Erzbistum München und Freising
nicht geplant sind. Es seien bisher keine "begründeten Zweifel an den Satzungen und
der Struktur der Räte vorgelegt" worden. Auch das jüngste Schreiben der Kleruskongregation
an den Bischof von Regensburg bestätige ausdrücklich, dass es in der Ausformung der
Satzungen und Strukturen der Katholikenräte viele legitime Varianten gibt, so der
Kardinal: "Die Notwendigkeit und Bedeutung der Mitarbeit der Laien in der Form,
in der sie jetzt in der Erzdiözese München und Freising und auch in anderen
deutschen Bistümern existieren und gute Arbeit leisten, stehen außer Zweifel.
Sie sind in der weltweiten Kirche, mit den Worten der Kleruskongregation,
e i n e Form unter vielen legitimen Varianten, „innerhalb derer die Möglichkeit
besteht, den Bereich der Zusammenarbeit zwischen Laien und geistlichen Amtsträgern
auf eine für die Kirche segensreiche Art und Weise regeln“. Ich
kann diese Feststellung der Kongregation nur bestätigen. Denn ich habe in den
23 Jahren meiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising und auch
in den 14 Jahren zuvor als Bischof von Speyer immer ein positives Verhältnis
zu den ehrenamtlich tätigen Katholikenräten gesucht und gepflegt." Der Kardinal
sprach auch das viel diskutierte Thema Zwangsprostitution während der Fußballweltmeisterschaft
2006 an. Nach "Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden" drohe aus Anlass des sportlichen
Großereignisses eine Flut von Prostituierten vor allem aus Osteuropa. Schon jetzt
werde organisiert, wie diese Prostituierten in die Austragungsorte der Weltmeisterschaft
eingeschleust werden könnten. Das sei ein deutlicher Hinweis auf Menschenhandel
und Zwangsprostitution. "Ich bin von verschiedenen Frauenverbänden, so vom Bayerischen Landesverband
des Katholischen Deutschen Frauenbundes, der fast 200.000 Frauen als Mitglieder
zählt, ebenso aber auch vom Bundesverband des Deutschen Frauenrings und
anderen Gruppierungen dazu aufgefordert worden, Gewalt gegen Frauen, insbesondere
in der Form der Zwangsprostitution während der Fußball-Weltmeisterschaft,
deutlich zu verurteilen und die zuständigen Verantwortlichen der Politik
aufzufordern, die im Sinne der Menschenwürde erforderlichen Gegenmaßnahmen
zu ergreifen. Ich kann mich dem Katholischen Deutschen Frauenbund voll inhaltlich anschließen
und fordere ebenso: In Bayern soll der Staat in Vernetzung mit Städten,
Kommunen und dem Organisationskomitee der Weltmeisterschaft alles tun, damit
der Förderung der Prostitution als lukrativer Geschäftszweig mit oft kriminellen
und menschenverachtenden Tatbeständen ein Riegel vorgeschoben wird. Der
menschenverachtende Umgang mit Frauen im Rahmen der Fußball- Weltmeisterschaft
darf weder toleriert, noch gar unterstützt werden." Der Kardinal blickte auch
auf den Weltjugendtag zurück - und vor allem auch auf den Tod Johannes Pauls II. und
die Wahl von Papst Benedikt XVI.: "Er kommt aus unserer Erzdiözese, in der er
groß geworden ist, in der er zum Priester geweiht wurde und in der er seine Lehrtätigkeit
begonnen hat. In der Münchner Frauenkirche wurde er 1977 zum Bischof geweiht
und leitete als Oberhirte das Erzbistum bis 1982. Es erfüllt uns mit Freude
und Stolz, dass einer aus unserer Mitte in das Petrusamt gewählt wurde und
nun die Kirche leitet." (rv 21. 12. 05 lw)