Im neuen irakischen Parlament werden nach vorläufigen Wahlergebnissen erstmals auch
die Parteien der arabischen Sunniten vertreten sein - eine Fraktion, die mit dem bewaffneten
Widerstand gegen die US- Truppen sympathisiert. Die amtlichen Endergebnisse gibt es
erst im Januar. Stimmenmehrheit soll jedoch die Schiiten-Allianz der religiösen Parteien
sein - und Sieger in allen Großstädten mit großteils schiitischer Bevölkerung. Bei
den Parlamentswahlen vergangenen Donnerstag waren rund 70 Prozent der 15 Millionen
Wahlberechtigten zu den Urnen geströmt. 95 Prozent gar in Falludscha – mehrheitlich
von Sunniten bewohnt. “Als sei es ein Fest für alle gewesen“, sagt der Bischof
von Kirkuk, Louis Sako. „Verschiedene Gruppen – auch die Sunniten, die zum ersten
Mal gewählt haben – sind sich bewusst, dass wir in einer politischen Phase leben,
die Dialog erfordert, nicht Gewalt. Ich denke, dass es Hoffnung gibt – auch wenn sie
noch nicht sehr fest ist, das braucht Zeit.” Falludschas Sunniten hatten die
Wahlen zum Übergangsparlament im April noch nahezu boykottiert. Doch aufgrund der
katastrophalen Sicherheits- wie Versorgungslage sind die Iraker aller Schattierungen
inzwischen zu wahrhaften Protestwählern geworden. Die Sunniten haben jedoch bereits
angekündigt, das Wahlergebnis anzufechten. Die Wahlen waren der "Beginn einer
konstitutionellen Demokratie", erklärte der US-amerikanische Präsident George W. Bush
in seiner Rede an die Nation. Es sei richtig gewesen, Saddam Hussein zu entmachten,
auch wenn die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen nicht so gewesen sei, wie das
die Geheimdienste glaubten. (rv 20.12.05 bp)