2005-12-17 11:51:41

Österreich: Armenischer Bischof gegen EU-Beitritt der Türkei


Er ist gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union, der Wiener armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian. Vor allem kulturelle und demografische Gründe seien für ihn da ausschlaggebend, unterstrich der Bischof gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Der armenische Bischof sieht beispielsweise durch türkische Einwanderer die österreichische Identität in Gefahr, jedenfalls würden die türkische Kultur und jene Europas nicht harmonieren. Er kritisierte aber auch und vor allem: Die Türkei leugne nach wie vor den Völkermord an den Armeniern vor 90 Jahren.
"Zum ersten Mal haben - anlässlich des traurigen Jahrestags dieses Genozids - die Zeitungen im Ausland sehr viel über das Thema geschrieben; interessanterweise war das auch in türkischen Blättern der Fall. Es waren zwar negative Berichte, aber es ist immerhin ein Anfang! So gab es auch türkische Historiker, die zurückhaltend, aber doch den Genozid einräumten; so nach dem Motto: 'ja, kann schon sein...' Bei den Intellektuellen in der Türkei gibt es eine gewisse Bereitschaft, das Faktum zu akzeptieren."
Das sei aber auf offizieller Ebene ganz anders, unterstrich der armenische Bischof:
"Die Regierung ist noch stur. Sie sagen: Es war eine Übersiedlung. Aus Sicherheitsgründen haben wir die Armenier von Anatolien nach Syrien, in die syrische Wüste gebracht. Unterwegs seien dann höchstens zwei-, dreihunderttausend Armenier an Krankheiten gestorben. Die gleiche Zahl an Türken sei der Sache auch zum Opfer gefallen. Das wird wirklich verharmlost!"
Der armenisch-apostolische Erzbischof verwies auch auf den aktuellen Prozess gegen einen türkischen Schriftsteller:
"Zum Beispiel ist da Orhan Pamuk. Er lebt jetzt nicht mehr in der Türkei, weil er Angst vor einem Gerichtsprozess haben muss. Seine Aussage war nämlich, dass eine Million Armenier ausgerottet wurden. Die Türken haben das als eine Beleidigung aufgefasst. Gegen ihn ist deshalb eine Gerichtsverhandlung anhängig. In Anatolien hat man seine Bücher verbrannt, aber in Deutschland hat er einen Bücherpreis bekommen."
Orhan Panuk ist Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Wenn es zu einer Verurteilung wegen der "öffentlichen Herabwürdigung des Türkentums" kommt, drohen ihm bis zu Jahre Haft.

(rv 17. 12. 05 lw)







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