Der Irak wählt heute sein neues Parlament - der vorerst wichtigste Schritt auf dem
Weg in die Unabhängigkeit. Auch die Auslandsiraker in Deutschland dürfen wählen. 7000
Kandidaten stehen zur Wahl auf rund 230 Listen - kaum zu Überblicken für die rund
15 Millionen Wahlberechtigten. Laut Umfragen wollen nur 28 Prozent der Iraker eine
Demokratie, mehr als die Hälfte wünscht sich einen starken Mann an der Spitze. Das
Volk kennt das so, sagt der Bagdader Weihbischof Shlemon Warduni. "Die Mehrheit
ist an diese Freiheit nicht gewohnt. Außerdem war die Freiheit mit Chaos verbunden,
es war keine wirkliche Freiheit. Das Volk muss erst dazu erzogen werden. Das haben
wir vielmals gesagt." A und O für das Volk sei die Sicherheit, betont Warduni.
Und die fehlt eben. Für den Wahltag sind die Landesgrenzen vorübergehend geschlossen,
in vielen Städten herrscht Fahrverbot, Geschäfte und Büros sind geschlossen. Dennoch
wurden bei Explosionen bereits ein Toter und mehrere Verletzte gemeldet. Die Kirche
betet um einen guten Ausgang. "Allem voran beten wird, dass der Herr Frieden
in die Herzen der gewählten Personen einziehen lässt. So sollen sie das Land einen
und zu Frieden und Eintracht führen. Sie sollen zusammenarbeiten können und dieses
Land aufbauen, das seit so langer Zeit unter Krieg und Terror leidet." Rege
Wahlbeteilung wurde auch aus der mehrheitlich von Sunniten bewohnten Stadt Falludscha
gemeldet. Die Wahl zum Übergangsparlament im Januar hatten dort noch fast alle Einwohner
boykottiert. Die Wahllokale sind bis 15 Uhr geöffnet, Ergebnisse werden erst in einigen
Tagen erwartet. (rv 15.12.05 bp)