Brasilien: Kirche befürchtet Freigabe der Abtreibung
In Brasilien steht die gesetzliche Freigabe von Abtreibung offenbar kurz vor dem Durchbruch.
Der Hintergrund: Wie in anderen lateinamerikanischen Staaten auch ist in Brasilien
die dritthäufigste Todesursache bei Frauen ein heimlich durchgeführter Schwangerschaftsabbruch.
Zwar wurde die endgültige Entscheidung über die Legalisierung jetzt im Parlament
vertagt. Aber der von einer kommunistischen Abgeordneten eingebrachte Gesetzentwurf
stößt bei vielen auf Zuspruch - und er ist äußerst radikal, sagt einer seiner Kritiker,
der Sekretär der brasilianischen Bischofskonferenz Odilo Scherer:
„Wenn
das so entschieden wird, wie es vorgeschlagen wird, dann ist Abtreibung überhaupt
straffrei. Auf jeden Fall kann das getan werden und es wird so behauptet, das ist
ein Recht der Frau zu jeder Zeit, in jedem Moment der Schwangerschaft kann irgendwie
die Frau entscheiden, sie will nicht mehr. Das Gesetz ist wahrscheinlich offener
als sonst überall, auch in Europa, ich weiß nicht, ob es ein Land gibt, wo solche
ein Gesetz verabschiedet wurde, wie das Projekt in Brasilien vorschlägt.“ Die
Freigabe, so fürchtet Bischof Scherer, hat gute Chancen: „Weil im Parlament
ist eine große Bewegung, auch von Leuten, die Druck ausüben auf die Parlamentarier
– ich fürchte es kommt durch, dieses Gesetz. Aber wir versuchen so viel wie möglich
auch Druck auszuüben, im politischen Sinn. Nicht einfach die Kirchenkeute als solche,
Bischöfe und Pfarrer, sondern durch die christlichen Bewegungen, die Familienbewegung,
Familienpastoral und die das Leben verteidigen und gegen die Abtreibung sind. Und
da versuchen wir so viel wie möglich, klar zu machen, auf welcher Seite wir stehen,
was unsere Werte sind“. (rv 09.12.05 hr)