Am 8. Dezember 1965, vor 40 Jahren, endete in Rom das Zweite Vatikanische Konzil.
Im Lauf der größten Kirchenversammlung in der 2000-jährigen Geschichte der Christenheit
hatten die Konzilsväter 16 Dokumente verabschiedet, die insgesamt eine Reform der
kirchlichen Strukturen einleiteten. Allerdings waren und sind nicht alle Gläubigen
damit einverstanden, erinnert Vatikankardinal Roberto Tucci. Der heute 84-jährige
Jesuit war damals als theologischer Berater beim Konzil mit dabei – Seite an Seite
übrigens mit Joseph Ratzinger.
"Das Dokument über die Ökumene und über
die Religionsfreiheit und jenes über den Dialog mit den anderen Religionen, Nostra
Aetate, – solche Texte haben manchen große Schwierigkeiten gemacht. Und sie sind bis
heute nicht ganz abgeklungen. Bis heute erkennen sich manche Katholiken in den Aussagen
des II. Vatikanums nicht wieder."
In manchen Punkten sind die Beschlüsse
des Konzils noch nicht zur Genüge umgesetzt. Tucci erwähnt zwei davon: Kollegialität
und Ökumene.
"Die Bischofssynode ist eines der Instrumente der Kollegialität,
das damals geboren wurden. Ich denke aber, die Synode kann an ihrer Kollegialität
noch ein wenig arbeiten! Ähnliches gilt für die Ökumene. Hoffen wir, dass Papst Benedikt,
der ja am Konzil teilgenommen hat, uns diese Schritte nach vorn machen lassen wird.
Besonders in der Ökumene, denn die war seit dem Konzil in gewissem Sinn eine Enttäuschung.
Die katholische Kirche hat ihr Mögliches getan, doch die Erfolge befinden sich eher
in einem Embryonalstadium.“
Obwohl noch manches umzusetzen bleibt, verlangt
die größte Kirchenversammlung der Geschichte nach einer Neuauflage – sagen zumindest
einzelne Bischöfe. Tucci gehört nicht zu ihnen.
"Die Umsetzung der
Beschlüsse eines Konzils ins Glaubensleben hat immer lange gebraucht: Jahrzehnte um
Jahrzehnte, wenn wir das anhand der Kirchengeschichte überprüfen. Ich würde es für
verfrüht halten, an ein neues Konzil zu denken, wenn so viele Beschlüsse des 2. Vatikanums
noch keine konkreten Formen angenommen haben.“ (rv 08.12.05 gs)