2005-12-06 16:42:23

Vatikan: Methodisten besuchen Kurie


Eine Delegation des methodistischen Weltrates besucht derzeit den Vatikan. Die Methodisten führen Gespräche mit dem Päpstlichen Einheitsrat - traditonell zuständig für den Dialog mit anderen Konfessionen; aber es steht auch ein Treffen mit Erzbischof William Levada, dem neuen Präfekten der Glaubenskongregation auf dem Programm. Und - am Freitag - eine Audienz beim Papst. Walter Klaiber, Mitglied der Delegation und bis April diesen Jahres Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, sagte uns, was er mit dem Papst besprechen will:


"Ob es eine Möglichkeit gibt, von der römisch-katholischen Kirche aus, diese Annäherung, die statt gefunden hat, klarer zu definieren. Es schmerzt uns ein wenig, dass in den wichtigen Dokumenten der letzten Jahre, soweit sie von päpstlicher Seite ausgegangen sind, ökumenische Dialoge normalerweise nicht erwähnt wurden, auch dort wo sie zu ganz offiziellen Gesprächen geführt haben."

In Sachen Rechtfertigungslehre sei man sich einig, so Klaiber. Die Methodisten wollten jetzt ebenfalls die Gemeinsame Erklärung unterzeichnen.


"Gerade in den Gesprächen um die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre hat sich herausgestellt, dass die methodistische Auffassung von Rechtfertigung und Heiligung, die ja eigentlich das Herzstück methodistischer Existenz ist, von der römisch-katholischen nicht fern ist. Das spürt man auch, wenn man miteinander spricht, das spüren auch die Menschen - vielleicht nicht in allen Ländern, aber etwa in Mitteleuropa - , wenn sie mit römisch-katholischen Christen zusammen sind, dass hier eine große Nähe da ist."


Gesprächsbedarf mit dem Vatikan bestehe noch in den Strukturfragen:


"Wir haben methodistische Kirchen, die bischöflich organisiert sind, aber sie werden nicht anerkannt als in der historischen Sukzession stehend. Wir glauben auch, dass das nicht das entscheidende ist, sondern dass es um die Wahrung der apostolischen Tradition in der Lehre geht. In diesen Fragen sind wir wie alle protestantischen Kirchen doch noch relativ weit entfernt voneinander im Blick auf eine gegenseitige Anerkennung."


Natürlich trennt auch die Frage von Abendmahl und Eucharistie. Die Methodisten laden Katholiken ein, gesteht Klaiber,


"aber wir sind nicht eingeladen und wissen auch, dass wir eigentlich römisch-katholische Christen nicht einladen sollten. Von unserer Seite gibt es Offenheit, aber wir müssen auch anerkennen, dass wir in der Frage des Amtes, wer das Abendmahl vollziehen darf - was bei uns natürlich auch der ordinierte Amtsträger ist, aber der steht eben nicht in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom - noch ein Stück auseinander stehen."


Der Weltrat der Methodisten wurde 1881 in London gegründet und vertritt heute über 70 Millionen getaufte Christen in 130 Nationen. Insgesamt 74 Mitgliedskirchen gehören dem Weltrat an. Bis zu 3500 Delegierte kommen alle fünf Jahre zum Weltrat zusammen.


(rv 06.12.05 bp)







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