Das amerikanische Außenministerium veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht zur Religionsfreiheit
in den verschiedenen Ländern der Erde. Der Bericht ist weithin angesehen, heftige
Reaktionen bei den kritisierten Staaten sind vorprogrammiert. Der Jahresbericht 2005
erhebt schwere Anklagen gegen einige islamische und kommunistische Länder, sowie frühere
Ostblockstaaten, aber auch gegen Griechenland. Griechenlands Behörden wird vorgeworfen,
im Einvernehmen mit der orthodoxen Landeskirche andere Christen zu diskriminieren,
sie polizeilich zu schikanieren und vor allem den Nichtorthodoxen das Recht auf freie
Glaubensverkündigung völlig abzusprechen. Darauf antwortet nun der militante Erzbischof
von Athen, Christodoulos, über seinen Sprecher, den Bischof von Christianopolis: Es
sei geheiligtes Grundrecht eines orthodoxen Volkes, sich vor religiöser Überfremdung
zu schützen. Deshalb dürfe auch am Artikel der griechischen Verfassung nicht gerüttelt
werden, der jeden Proselytismus verbietet, d.h. die Abwerbung von Gläubigen der orthodoxen
Kirche. Aber auch karitative und schulische Aktivitäten oder der Bau neuer Kirchen
durch Katholiken und Protestanten fallen unter dieses Verbot. Griechenlands katholische
Kirchen des römischen, griechischen und armenischen Ritus, aber auch die evangelischen
Gemeinden, sind von diesen scharfen Tönen verunsichert. Es gibt dazu viele Politiker,
die die Zeit für gekommen halten, Staat und orthodoxe Kirche endlich zu entflechten.
Eine solche Trennung verlangen nun nicht nur Sozialisten und Liberale, sondern auch
führende Christdemokraten aus der Athener Regierungspartei.